RWTH

Junges Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste nimmt zwei Forschende der RWTH als neue Mitglieder auf. Zwei RWTH-Nachwuchswissenschaftler wurden jetzt in das Junge Kolleg der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste aufgenommen. Die promovierte Ingenieurin Wenwen Song forscht am Institut für Eisenhüttenkunde und Dr. rer. nat. Malte Göttsche ist Juniorprofessor für Experimentalphysik am III. Physikalischen Institut B und Nachwuchsgruppenleiter an der Graduiertenschule AICES. Akademiepräsident Professor Dr. Wolfgang Löwer und NRW-Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen gratulierten zu dieser Auszeichnung.

Foto: Andreas Endermann

AWK NRW / Isabel Pfeiffer-Poensgen, Dr.-Ing. Wenwen Song und Akademiepräsident Prof. Dr. Wolfgang Löwer beim Festakt in Düsseldorf (v.l.).

Juniorprofessor Dr. rer. nat. Malte Göttsche
Malte Göttsche studierte Physik an der Universität Hamburg, bevor er von 2012 bis 2015 am Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung der Universität Hamburg an seiner Promotionsarbeit zu Neutronenmessungen arbeitete. Ab 2015 forschte er zwei Jahre als Postdoc im „Program on Science and Global Security“ der Princeton University zu Messverfahren, mit denen die Echtheit nuklearer Sprengköpfe verifiziert werden kann. Seit Dezember 2017 leitet als Juniorprofessor die AICES-Nachwuchsgruppe „Verifikation und Nukleare Abrüstung“ an der RWTH, die er durch ein Freigeist-Fellowship der VolkswagenStiftung einrichten konnte.
Um die Nichtverbreitung von Kernwaffen zu forcieren und Rüstungskontrolle sowie Abrüstung zu ermöglichen, ist Verifikation unabdingbar, da sie Vertrauensbildung in die Vertragseinhaltung ermöglicht. Schätzungen gehen von weltweiten Beständen von etwa 500 Tonnen Plutonium und 1.400 Tonnen hoch angereichertem Uran aus, von denen ein großer Teil für den Bau von Atomwaffen zur Verfügung steht. Diese Schätzungen bergen jedoch große Unsicherheiten. Im Rahmen der AICES-Forschungsgruppe „Verifikation und Nukleare Abrüstung“ entwickelt Göttsche Verifikationskonzepte und -techniken, um zukünftigen Herausforderungen zu begegnen, insbesondere um Fortschritte in der nuklearen Abrüstung zu ermöglichen. Der naturwissenschaftlich-technische Fokus seiner Arbeit wird dabei durch politikwissenschaftliche Perspektiven ergänzt. Ein Forschungsschwerpunkt ist die Rekonstruktion von Produktionshistorien von Spaltmaterialien, da derzeitige Schätzungen von Inventaren mit teils großen Unsicherheiten behaftet sind.
Dr.-Ing. Wenwen Song
Wenwen Song absolvierte an der Universität Shanghai ein Masterstudium Werkstoffkunde sowie ein Bachelorstudium Betriebswirtschaft, bevor sie 2014 an der RWTH mit dem Prädikat „summa cum laude“ promovierte. Anschließend forschte sie an der Aachener Uni als Postdoktorandin im Institut für Eisenhüttenkunde. Nach einem Aufenthalt als Gastwissenschaftlerin an der Universität Cambridge baute sie ab 2016 ihre Forschungsgruppe „Nanostrukturierte Werkstoffe“ am IEHK auf. Song leitet dort in internationaler Zusammenarbeit das Sub-Projekt A5 und führt als wissenschaftliche Leiterin die Cloud III des DFG-geförderten Sonderforschungsbereiches (SFB) 761 Steel ab initio.
Die aktuellen Forschungsaktivitäten fokussieren sich auf die Entwicklung neuer Konzepte für Mikrostrukturdesigns von Legierungen zur signifikanten Verbesserung der Werkstoffeigenschaften. Hauptziel ist die Erforschung der Mechanismen der Phasentransformationen und des Deformationsverhaltens innerhalb der Werkstoffe. Die Forschung erfolgt durch die Kombination experimenteller Untersuchungen der Materialcharakteristiken im Nanobereich und dem Einsatz unterschiedlicher Simulationsanwendungen. Zur Analyse der Nanostrukturen werden modernste technische Verfahren wie z. B. Atomsonden-Tomographie, Synchrotron Beugungsexperimente sowie Kleinwinkel-Neutronenstreuung eingesetzt. Die Simulationen erfolgen unter anderem durch theoretische ab initio-Berechnungen, die CALPHAD-Methode und die Simulation von Phasenumwandlungen.
Das Junge Kolleg
Die Aufnahme ins Junge Kolleg gehört zu den bedeutendsten Auszeichnungen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Nordrhein-Westfalen. Sie wurde 2006 zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gegründet, anfangs mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Mercator und seit 2014 getragen durch das Land Nordrhein-Westfalen. Bis zu 30 Vertreter und Vertreterinnen aller Fachrichtungen können für die Dauer von maximal vier Jahren berufen werden. Sie erhalten ein jährliches Stipendium in Höhe von 10.000 Euro und nehmen am Akademieleben teil. Voraussetzung für die Mitgliedschaft sind neben der Promotion herausragende wissenschaftliche Leistungen an einer Hochschule oder Forschungseinrichtung in NRW. Zum Zeitpunkt der Aufnahme dürfen die Mitglieder nicht älter als 36 Jahre sein und noch keine unbefristete Hochschullehrstelle innehaben. Im Jungen Kolleg haben sie die Möglichkeit, ihre Projekte in interdisziplinären Arbeitsgruppen zu diskutieren.