Alles rund um Aachen

Oberbürgermeister Marcel Philipp betonte bei der offiziellen Buchpräsentation vor zahlreichen Gästen im Centre Charlemagne: „Durch die Möglichkeit von öffentlich zugänglichen Grabungen, zum Beispiel im Elisengarten, zeigt sich, dass die Aachener Bevölkerung immer stärker an ihrer älteren Geschichte interessiert ist." Einen wesentlichen Anteil an dieser Entwicklung habe die vor gut zehn Jahren neu ausgerichtete Stadtarchäologie. „Egal wohin ich in unserer schönen Stadt gehe, egal, wohin ich schaue, die Vergangenheit ist bei uns allgegenwärtig. Zum einen natürlich aufgrund imposanter historischer Bauwerke, aber auch dank der vielfältigen und spannenden archäologischen Funde, die sich in der ganzen Stadt verteilt befinden", so der OB. So erlebe er immer wieder „wunderbare Momente, in denen ich durch die Stadt gehe, irgendwo eine Baugrube sehe und darin Herrn Schaub entdecke", sagte Philipp mit einem Schmunzeln. Und wie so vielen Menschen erkläre Schaub auch ihm dann gerne direkt vor Ort in verständlichen Worten, was man dort gefunden habe.

Buch besticht durch fachliche Expertise und kurzweilige Präsentation

Prof. Dr. Harald Müller, Vorsitzender des Aachener Geschichtsvereins, ergänzte: „Seit 2006 die archäologische Erforschung Aachens auf professionelle Beine gestellt wurde, haben sich die Erkenntnisse intensiviert, beschleunigt, manchmal überschlagen: War man lange von einer wenig bedeutenden Siedlung ausgegangen, so hat das römische Aachen nun mehr und mehr an Konturen und an Statur gewonnen." Die Liste der archäologischen Funde und Befunde sei im vergangenen Jahrzehnt lang geworden. Und nichts, so Müller, dokumentiere deren Vielfalt und das dahinter stehende fachliche Engagement angemessener als der nun vorgelegte Band. Er biete eine Bilanz der stadtarchäologischen

Arbeit, beeindrucke dabei durch seine reiche Ausstattung, fachliche

Expertise und kurzweilige Präsentation. Entsprechend stolz sei man, führte Müller weiter aus, als Aachener Geschichtsverein diese Publikation in seine Reihe Aachener Beiträge zu Baugeschichte und Heimatkunst aufnehmen zu können. Der Titel des Buches stehe dabei geradezu symbolisch für die zurückliegenden Jahre. „Archäologie ist in Aachen immer mehr zu einem öffentlichen Ereignis geworden", freut sich Müller. Die Bürgerinnen und Bürger ebenso wie Besucher nehmen an dem teil, was die die Stadtarchäologie zutage fördert.

In seinen einleitenden Worten lenkte Andreas Schaub denn auch den Blick auf die vielen Akteure, die gemeinsam mit der Stadtarchäologie an der Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre mitgeschrieben haben und dies auch weiterhin tun: „Ehrenamtliche Helfer, historische Arbeitskreise, archäologische Fachfirmen, Hochschulinstitute und nicht zuletzt das LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und das LVR-Landes-Museum Bonn haben in großem Maße dazu beigetragen, dass die Kenntnisse zur Aachener Geschichte vergangener Jahrhunderte ständig erweitert und präzisiert wurden", sprach Schaub seinen Dank aus. Um viele spannende Aspekte habe man die Aachener Geschichte seit 2006 erweitern können. „Mir brennen aber auch noch viele Fragen auf den Nägeln, die ich gerne beantworten würde", gibt Andreas Schaub unumwunden zu. Nicht nur deswegen stellte er an diesem fröhlichen Tag für ihn und die Stadtarchäologie Aachen zufrieden fest: „Die Arbeit macht mir einfach richtig Spaß!"

Das Buch enthält auf 227 Seiten insgesamt 33 reich bebilderte Fachbeiträge. Diese spannen den zeitlichen Bogen von der Jungsteinzeit bis zum Spätmittelalter. Die Auflage beträgt 950 Exemplare. Ein besonderer Dank gilt den Sponsoren: der STAWAG AG, der Jugend- und Kulturstiftung der Sparkasse Aachen und Herrn Michael Prömpeler. „Gläserne Grabungen – 10 Jahre neue Stadtarchäologie Aachen" (ISBN: 978-3-96049-027-2) erscheint im Verlag PH.C.W. Schmidt und ist in Kürze im Buchhandel zum Preis von 18 Euro erhältlich.

Weitere Infos:

Im Anschluss an die Buchpräsentation haben Prof. Dr. Frank Pohle, Leiter der Route Charlemagne, und Stadtarchäologe Andreas Schaub zwei der jüngsten besonderen archäologischen Funde vorgestellt, die ab sofort Teil der Dauerausstellung im Centre Charlemagne sind. Es handelt sich um zwei römische Weiheinschriften aus dem 2. und 3. Jahrhundert n.Chr., die bei den Grabungen unter dem Hof und der Körbergasse im Jahr 2016 entdeckt worden sind. „Sie stammen von Stabsangehörigen des Kölner Statthalters – so genannte Beneficiarier – und belegen somit eine Stationierung solcher römischer Beamter in Aachen", erklärte Schaub. Beneficiarier waren mit der Planung, Ausführung, Überwachung staatlicher Großaufgaben oder staatlicher Großbetriebe betraut. „Neuere Forschungen deuten darauf hin, dass sie etwa bei der Organisation ‚großindustrieller' Tätigkeiten eingesetzt worden sind, also eventuell im Bergbau oder in der Metallverhüttung. Was die Beneficiarier über Jahre hinweg ausgerechnet nach Aachen führte, bedarf noch der weiteren Erforschung", fügte Pohle an.

Mit dem Aachener Neufund ist es im gesamten Römischen Reich erst zum vierten Mal gelungen, einen Weihebezirk solcher Beneficiarier zu lokalisieren.