Alles rund um Aachen

Ersatzteile für den Menschen? Wie ein junges Start-up der Aachener Hochschule seinen Weg über das Zentrum für Bio-Medizintechnik zum Triwo Technologie Park Aachen gefunden hat und von dort die Medizin verändern will, das haben sich nun Oberbürgermeister Marcel Philipp und Prof. Dr. Manfred Sicking, städtischer Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen, vor Ort bei der Meotec GmbH in Rothe Erde angeschaut.

Foto © Stadt Aachen / Stefan Herrmann

Besuch bei der Meotec GmbH: (v.l.) Dieter Begaß (Leiter Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa), Oberbürgermeister Marcel Philipp, Meotec-Geschäftsleiter Alexander Kopp und Christoph Ptock, Prof. Dr. Manfred Sicking (Städtischer Beigeordneter für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen) und Sven Pennings (stellv. Leiter Fachbereich Wirtschaft, Wissenschaft und Europa).

Blick hinter die Kulissen

Vom Besuch des Unternehmens zeigten sich beide begeistert. „Es ist immer wieder spannend, hinter die Kulissen zu gucken. Das verschafft einen Einblick, wohin die Entwicklung in einzelnen Branchen geht. Wir sehen bei der Meotec GmbH, was für ein Potenzial sich aus einem Standort ergibt", sagte OB Marcel Philipp. „Es ist faszinierend, hier vor Ort die Verbindung zwischen dem Know-how aus dem Maschinenbau, der Materialtechnik, Beschichtungstechnik und Medizintechnik zu erleben. Hier wird täglich an innovativen, an digitalen Lösungen geforscht und gearbeitet, so dass daraus eine neue Welt entsteht. Wir sind sehr froh, dass aus den Hochschulen immer wieder solche Unternehmen hervorgehen, die auch die Vorteile des Aachener Standorts kennen und schätzen."

Doch was macht die Aachener Meotec GmbH eigentlich genau? Bei den aktuellen Temperaturen sehnt man sich vielleicht schon danach: Weißer Pulverschnee, strahlend blauer Himmel, die perfekte Piste – doch bei der letzten Abfahrt kracht es – und der gut gemeinte Hals und Beinbruch-Wunsch wird bittere Realität. Vor dem inneren Auge spielen sich Horrorszenarien mit Nägeln und Metallplatten im Oberschenkel ab, die nach dem ersten Eingriff ebenfalls wieder operativ und aufwendig entfernt werden müssen.

Das Unternehmen wächst weiter

Einer der ersten Gründer auf dem Aachener Campus kennt jedoch einen schonenderen Weg – für Mensch und das Gesundheitssystem. Alexander Kopp, Geschäftsführer der Meotec GmbH, versteht sich und sein Unternehmen zwar weniger als Hersteller von „Ersatzteilen" für Menschen, dafür aber als Schnittstelle zwischen Medizintechnik und Oberflächentechnik. Meotec entwickelt unter anderem Implantate aus Magnesium. Sie lösen sich im menschlichen Körper nach etwa 18 bis 36 Monaten auf und schaffen so Platz für nachwachsende Knochenzellen. „Das erspart den Patienten erneute Operationen, um alte Implantate, aber auch zum Beispiel kleine Schrauben oder Stangen nach Knochenbrüchen wieder aus dem Körper herauszuholen. Mit dem Einsatz eines solchen Verfahrens können darüber hinaus Krankenkassen Geld sparen und die Ressourcen von Krankenhäusern werden entlastet", zählt Kopp Vorteile der modernen Technik auf.

Aus dem Start-up von damals ist mittlerweile ein mittelständiges  technologieorientiertes Unternehmen geworden. Ein Wachstum auf aktuell 32 Angestellte, die Anschaffung weiterer Maschinen, Prüfanlagen und Forschungsinfrastruktur brachten im Jahr 2016 den nächsten Schritt, einen Standortwechsel, mit sich. Gewachsen und somit zu groß für das Technologiezentrum auf dem Campus und dennoch die Nähe zur hiesigen Wissenschafts- und Forschungsinfrastruktur halten? Für die Verantwortlichen der Meotec war schnell klar, das ehemalige Philips-Areal, also der heutige Triwo Techno Park Aachen, bietet das ideale Umfeld und Platz für Wachstum bei gleichzeitiger Nähe zu relevanten Kooperationspartnern. Erst vor wenigen Tagen ist der zweite Bauabschnitt, die Errichtung einer über 1000 Quadratmeter großen Produktionshalle, abgeschlossen worden. In Kürze soll es dann sogar mit einem dritten Bauabschnitt weitergehen.

Jung, kreativ, top ausgebildet

Meotec versteht sich heute als Plattform für verschiedene Anwendungsfelder und Produkte, die sich zwischen der Lebensmittelindustrie und der Medizintechnik bewegen. Im April 2017 belegte das ambitionierte Unternehmen den dritten Platz beim RICE Businessplan-Wettbewerb – dem größten und höchstdotierten universitären Wettbewerb für Start-ups weltweit. Mit dieser Auszeichnung ging eine Finanzierung in Höhe von 700.000 Euro einher. Angenommen haben die beiden Gründer und Geschäftsleiter Alexander Kopp und Christoph Ptock dieses Investitionsangebot für ihr Unternehmen letztlich nicht. „Unser Ziel war und ist es, mit der Meotec unabhängig zu bleiben. Wir wollen unsere Kern-GmbH zu einhundert Prozent in unseren Händen behalten", erklärt Kopp den Schritt. Letztlich fand man in Süddeutschland einen strategischen Partner. Mit ihm sollen weitere Geschäftsfelder aufgebaut werden.

Was beim Besuch direkt auffällt: Die Belegschaft ist jung – kaum einer älter als Mitte dreißig –, motiviert, kreativ und top ausgebildet. „Wir planen, weitere Stellen einzurichten. Der enge Kontakt zu den Hochschulen ist dabei enorm wichtig", weiß Prokurist Christoph Ptock. Zahlreiche Studierende machen Praktika bei der Meotec und erstellen ihre Abschlussarbeiten in Kooperation mit dem Unternehmen. „So lernen wir uns teilweise schon ein Jahr lang kennen. Danach wissen beide Seiten: Das passt auch für eine weitere Zusammenarbeit – oder eben nicht." Bei vielen passt es und sie schreiben mit an der Erfolgsgeschichte des Aachener Unternehmens.

Der Weg von Kopp und Ptock wurde dabei stets eng begleitet durch die regionalen Wirtschaftsförderungseinrichtungen wie z.B. der AGIT, der RWTH Aachen und der städtischen Wirtschaftsförderung. „Die Unterstützung von technisch-produzierenden Unternehmen, welche zu einem Großteil dem Umfeld der Hochschulen entspringen, ist ein wichtiger Baustein der hiesigen Wirtschaftsförderung. Diese Unternehmen tragen maßgeblich zur Stärkung der regionalen Wirtschaft bei, und  ermöglichen eine Fachkräftesicherung in der Region", so Prof. Manfred Sicking. Die Meotec GmbH, gegründet vor gerade einmal sieben Jahren, steht 2018 beispielhaft für die Innovationsstärke Aachens.

OB Marcel Philipp und der städtische Beigeordnete Manfred Sicking waren in jedem Fall sichtlich angetan von der Strahlkraft, die  technologieorientierte Unternehmen wie Meotec für Aachen und die Region verschaffen.

Weitere Infos finden Sie im Internet unter www.aachen.de/wirtschaft und zum Unternehmen unter www.meotec.eu.

Foto © Stadt Aachen / Stefan Herrmann

Innovative Medizintechnik made in Aachen: Meotec-Geschäftsführer Alexander Kopp (Mitte) erklärt Oberbürgermeister Marcel Philipp (r.) und dem städtischen Beigeordneten Prof. Dr. Manfred Sicking, was am Standort im Triwo Park Aachen entwickelt und gefertigt wird.