RWTH

RWTH-Professor Twan Lammers wirbt erneut Mittel des Europäischen Forschungsrates ein und plant die unternehmerische Umsetzung. Potenziell sehr gute Wirkstoffe kommen in der Tumortherapie nicht zur Anwendung, wenn an den klinischen Studien Menschen teilnehmen, bei denen diese Stoffe grundsätzlich nicht anschlagen. Professor Twan Lammers vom Lehr- und Forschungsgebiet für Nanomedizin und Theranostik der RWTH Aachen befasst sich mit diesem Problem: Er will Patientinnen und Patienten im Vorfeld der entscheidenden Studien gezielter identifizieren, um die geeigneten Wirkstoffe in der Therapie einsetzen zu können.

Foto: Peter Winandy
Neue Ansätze in der Tumortherapie erforscht Professor Twan Lammers (rechts), Lehr- und Forschungsgebiet für Nanomedizin und Theranostik der RWTH Aachen, mit seinem Team – hier seinem Mitarbeiter Zhuojun Wu.

Für seinen Ansatz wurde ihm vom Europäischen Forschungsrat (ERC) ein sogenannter Proof of Concept (PoC) zugesprochen. Mit dieser seltenen Auszeichnung wird nun das Projekt „PIcelles - Penetration-Promoting and Imageable Polymeric Micelles as a Platform. Technology for Individualized and Improved Tumor-targeted Drug Delivery“ gefördert.

Für Lammers ist es bereits der dritte erfolgreiche Antrag an den Europäischen For-schungsrat. 2012 erhielt er für das Vorhaben „Neoadjuvant Nanomedicines for vas-cular Normalization“ (NeoNaNo) einen ERC Starting Grant. 2015 wurde der PoC-Antrag zur Thematik „Companion Nanodiagnostics for Quantifying EPR and Stratifying Patients to Targeted Nanotherapies“(CONQUEST) bewilligt. Lammers ist der einzige RWTH-Wissenschaftler, der bislang ein PoC einwarb, dem nun ein zweiter folgt. Insgesamt wurden in der aktuellen Runde nur sieben PoC nach Deutschland vergeben.

Twan Lammers Forschungsgebiet ist der Einsatz von Nanowirkstoffen in der Krebs-therapie. Mit Professor Fabian Kießling konnte er jüngst das Graduiertenkolleg „Tu-mor-Targeted Drug Delivery“ – ebenfalls mit dem Ziel einer effizienteren Tumorbe-handlung – einwerben. Mit seinem ersten PoC untersuchte Lammers, welche Nanopartikel in der Bildgebung in Studien auf welche Weise dargestellt werden können. Nun konzentriert er sich auf ein konkretes Partikel, die Mizelle.

Patienten, die auf eine Mizelltherapie nicht positiv reagieren, sollen möglichst in der klinischen Studie nicht einbezogen werden. Zusätzliches Ziel ist die Untersuchung der Wirkstoffpenetration, bei der Nanopartikel in das Tumorgewebe eindringen. Die Mizellen sollen mittels der sogenannten Penetration-Promoting-Peptide tiefer in die Tumoren und Metastasen eindringen, um so besser einen Großteil der Tumorzellen erreichen zu können. Auch hier besteht noch Forschungsbedarf. „Wir glauben, dass zuverlässigere Biomarker für die Patientenvorauswahl in Studien benötigt werden und dass sie in die Entwicklung von Nanowirkstoffen einzubinden sind. Dann könnten Behandlungsraten und Lebenszeiten deutlich verbessert werden“, sagt Lammers.

Mit den PoC-Projekten fördert der Europäische Forschungsrat Ideen, die im Rahmen eines ERC Grants entwickelt wurden und die mit zusätzlichen Mitteln weitere Schritte zur Umsetzung machen. So kann beispielsweise in die Prüfung einer Patentierbarkeit, in die Anmeldung eines Patents, in die Erstellung eines Businessplans oder in die Marktforschung investiert werden. Lammers erwägt, als nächstes  mithilfe des VIP+ oder Exist-Programms des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ein Unternehmen zu initiieren, um durch die praktische Umsetzung in die Tumortherapie neue Chancen zu schaffen.