Alsdorf

Alsdorf. Am Ende war es richtig eng: Groß war der Zuspruch beim ersten Info- und Diskussionsabend, zu dem der Integrationsrat der Stadt Alsdorf in Kooperation mit der Volkshochschule Nordkreis eingeladen hatte. Aus anfänglich 30 für das Publikum bereitgestellten Stühlen wurden gut 60 – und keiner davon blieb unbesetzt. Da war selbst Referent Yunus Ulusoy überrascht: „Zum ersten Mal erlebe ich bei einem meiner Vorträge bei der VHS, dass ein Saal so voll ist!" Auch viele türkische Zuhörer waren gekommen, um über „Stand und Perspektiven der Integration in Deutschland" ins Gespräch zu kommen.

Yunus Ulusoy hat nicht nur als Leiter des Programmbereichs Demografischer Wandel, Migration und Arbeitsmarktfolgen in der Stiftung Zentrum für Integrationsforschung an der Universität Duisburg-Essen einen guten Blick auf das Thema. Er selbst kam mit der Familie 1973 aus der Türkei nach Deutschland, da war er neun Jahre alt. „Zu Beginn empfand ich das Ruhrgebiet einzig und allein als fremden, übel riechenden Ort". Es war kurz vor Beginn der „Ambivalenzphase" für Migranten und Gastarbeiter, wie er die Zeit von 1974 bis 1985 bezeichnete. „In dieser Zeit saßen viele Migranten der ersten Generation seelisch oder auch tatsächlich auf gepackten Koffern und wussten nicht so recht, ob sie hier in Deutschland bleiben oder in die Heimat zurückkehren sollten."  Es war eine lange Zeit des Nicht-recht-angekommen-Seins, die er gut nachempfinden könne. „In der Zeit von 1986 bis 2005 wurden dann aus Ausländern nach und nach Inländer – ganz gleich, ob sie nun einen deutschen Pass hatten, oder nicht." Die Entscheidung vieler Migranten für Deutschland als dauerhaften Lebensraum sei jedoch nicht gleichbedeutend mit Chancengleichheit. „Das Gefühl, als Mensch mit Migrationshintergrund etwa im Bereich Bildung und Beruf weniger gute Perspektiven zu haben, ist geblieben und leider auch statistisch belegbar", sagte Ulusoy. „Gerade der Anteil junger Menschen aus Familien mit Migrationshintergrund wächst. Kommunen, die diese Generation bei ihrer Politik nicht mitnehmen, verlieren einen gewaltigen Teil der Zukunft!" Dem etwa einstündigen Vortrag, der von Alsdorfs stellvertretendem Bürgermeister Friedhelm Krämer, der Leiterin der VHS-Nordkreis, Jana Blaney, und dem Integrationsratsvorsitzenden Mevlüt Zorlu eröffnet worden war, folgte eine angeregte Diskussion. (apa)