Alles rund um Aachen

Die Personalsituation in den städtischen Kindertageseinrichtungen (KiTas) und offenen Ganztagsschulen (OGS) wird seit einigen Jahren immer angespannter: Ein zunehmender Fachkräftemangel führt zu einer höheren Zahl vakanter Stellen. So sind seit einigen Monaten über 30 Vollzeitstellen – von rund 700 – bei den Fach- und Ergänzungskräften nicht besetzt. Laufende Einstellungen können die Abgänge, zum Beispiel durch Wegzug, oder Arbeitsunterbrechung, etwa durch Schwangerschaft mit Beschäftigungsverbot und Elternzeit, zwar einigermaßen auffangen, aber derzeit liegen keine weiteren Bewerbungen vor.

Um diese Situation nachhaltig zu verbessern, haben die Fachbereiche Personal und Organisation sowie Kinder, Jugend und Schule gemeinsam mit dem Personalrat ein „Konzept zur nachhaltigen Personalwirtschaft, Personalentwicklung und Personalförderung in städtischen Kindertageseinrichtungen und offenen Ganztagsschulen" entwickelt. Punkte, die sofort und ohne erhebliche finanzielle Auswirkungen anlaufen können und langfristige Vorhaben, die dann auch zusätzliche finanzielle Mittel benötigen, wurden ausgearbeitet. Gemeinsam mit Dr. Markus Kremer, Beigeordneter für Personal und Organisation, und Stephan Baurmann, 1. Vorsitzender des Personalrates der allgemeinen Verwaltung, stellte Susanne Schwier, Beigeordnete für Bildung und Kultur der Stadt Aachen bei einem Pressegespräch (Dienstag, 19. Dezember) die Maßnahmen vor, die die Situation entschärfen sollen.

Der KiTa-Ausbau schreitet weiter voran

Schwier fasste die Situation noch einmal anschaulich in Zahlen zusammen: „Wir haben insgesamt 140 KiTas, davon sind 56 städtisch. Vor fünf Jahren hatten wir insgesamt 7.095 KiTa-Plätze in Aachen, bis heute sind 650 dazu gekommen. Und der Ausbau schreitet weiter fort." Auch weitere Daten unterstrichen den hohen Bedarf an benötigten Fachkräften: Im Bereich der Unter-Dreijährigen ist die Zahl der Plätze von 1.114 um rund 800 auf 1.918 gestiegen. „Und hier gibt es einen viel höheren Personalschlüssel für die ganz Kleinen", so Schwier. Bei den Offenen Ganztagsschulen sind es circa 900 Plätze mehr geworden in den vergangenen fünf Jahre, mittlerweile 5.117. „Und in fünf Jahren sollen 84 weitere KiTa-Gruppen dazu kommen, um bei der U3-Betreuung eine Abdeckung von 50 Prozent zu bekommen", gibt die Bildungsdezernentin einen Ausblick, der rund 220 zusätzliche Stellen für Erzieherinnen und Erzieher bedeutet.

Alle Leitungs- und stellvertretenden Leitungsstellen sind besetzt

Gute Nachrichten konnte sie verkünden, was die Leitungsstellen und stellvertretenden Leitungsstellen in den KiTas angeht: „Hier haben wir eigentlich alle Stellen besetzt." Weitere positive Neuigkeiten gab es aus dem schulischen Bereich: „Bereits seit Sommer gibt es zwei neue Klassen am Käthe-Kollwitz-Berufskolleg und am Berufskolleg Simmerath/Stolberg für die Ausbildung zur Erzieherinnen und Erzieher oder zur Heilerziehungspflegerin beziehungsweise zum -pfleger. Im Februar kommt eine dritte dazu und wir verhandeln bereits über eine vierte." Bei allen Planungen sei der Stadt stets daran gelegen, dass „bei der pädagogischen Arbeit mit teils sehr kleinen Kindern, Konstanz und Wachsamkeit" vorherrschen: „Die Eltern müssen das sichere Gefühl haben: Die Stadt sorgt für die Kleinen, wir sind für die Kinder da." Auf der anderen Seite dürfe man Personalmangel „wenn möglich nicht auf die Schultern der anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen legen". Auch Kremer betonte noch einmal: „Wir sprechen hier von einem riesigen Aufgabenbereich, wo wir uns schlechte Qualität oder langfristige Vakanzen einfach nicht leisten können."

 

Die wichtigsten Maßnahmen

·         Eine bedarfsorientierte Übernahmegarantie für Berufspraktikantinnen und -praktikanten in ein Dauerarbeitsverhältnis bei persönlicher sowie fachlicher Eignung.

·         Überlegt wird zudem, die Zahl der Ausbildungsplätze für Berufspraktikantinnen und -praktikanten zur staatlichen Anerkennung als Erzieherinnen oder Erzieher zu erhöhen. Hierzu sind zunächst die politischen Gremien ein zu beziehen.

·         Die Einstellung in unbefristete Arbeitsverhältnisse der Berufspraktikantinnen und -praktikanten nach dem Anerkennungsjahr sowie externer Bewerberinnen und Bewerber, solange der Bedarf in der Personalplanung besteht.

·         Einstellung über den Bedarf hinaus zum Beginn des Kindergarten-/Schuljahres (immer zum 1. August), da erfahrungsgemäß zum Anfang jedes KiTa-/ Schuljahres durch Krankheit, Schwangerschaft, Auflösungsverträge und so weiter, Vakanzen entstehen, denen anders nicht sofort begegnet werden kann.

·         Inserierung von Stellen auch in entfernt liegenden Kommunen, in denen mehr Fachkräfte ausgebildet als benötigt werden.

·         Gewinnung von Fachkräften aus dem benachbarten Ausland, da dort Erzieherinnen und Erzieher zum Teil arbeitssuchend sind. Einstellungen könnten erfolgen, bereits bevor die formelle Anerkennung der Berufsausbildung durch die Bezirksregierung vorliegt.

·         Rückkehrerinnen und Rückkehrer aus Elternzeit oder Sonderurlaub erhalten die Möglichkeit, mit geringen Stundenkontingenten zu starten und diese zu erhöhen, sowie das Kontingent der Einrichtung, aber auch die Vereinbarkeit Familie und Beruf es zulassen.

·         Ein Wiedereinstiegsprogramms für Fachkräfte nach langer Auszeit wird derzeit erstellt.

·         Eine Imagekampagne für das Berufsfeld in Kindertagesstätten und Offenen Ganztagsschulen soll entwickelt werden.

·         Eine Notfallvereinbarung, in der das Vorgehen in einer personellen Notsituation verbindlich vereinbart wird, wird ausgearbeitet.

„Viele Maßnahmen werden kurzfristig wirken", ist der Beigeordnete überzeugt. Im ersten Quartal 2018 würden weitere abgestimmt. Dabei sei es bei vielen Punkten auch keine finanzielle Frage: „Die Stellen sind ja eigentlich im Haushalt durchfinanziert, aber wir finden kein Personal. Es ist also eher ein Personalgewinnungsproblem."

Dr. Kremer betonte, dass es trotz aller Bemühungen in den nächsten Monaten weiterhin zu personellen Engpässen kommen könne, denen nur gemeinsam mit den Eltern begegnet werden kann. Daher bittet die Stadt Aachen um Unterstützung und Verständnis: „Wir wollen die Eltern bestmöglich informieren und versuchen, Notlagen in einzelnen KiTas durch das Gesamtsystem ab zu fangen." Susanne Schwier konkretisierte: „Wenn es irgendwo viele Ausfälle gibt, werden wir auf alle KiTas schauen. Und wo die Personalsituation noch komfortabel ist, werden wir Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch zu anderen KiTas schicken. Wir werden Gruppen auch mal zusammenlegen müssen. Schließungen einzelner Gruppen oder KiTas versuchen wir immer so lange wie möglich zu verhindern."

Personalrat: „Der richtige Weg."

Stephan Baurmann, der die Situation natürlich erst einmal aus Sicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sieht, zeigte sich auch zufrieden mit den Maßnahmen und setzt auf weitere Gespräche im ersten Quartal 2018: „Für uns als Personalrat sind die Maßnahmen der richtige Weg, denn die Kolleginnen und Kollegen vor Ort müssen Hilfe bekommen, Rückendeckung von Verwaltung und Politik ist wichtig." Er dankte auch für die Bemühungen der Verwaltung, zusätzliche Ausbildungsklassen an den städteregionalen Berufskollegs ein zu richten: „ Auch wenn das ja eher mittelfristig weiter hilft." Und natürlich wäre die bessere Bezahlung der Erzieherinnen und Erzieher auch immer wieder ein Thema, aber: „Die Stadt ist ja nicht nur KiTa-Träger und wenn sie mehr zahlt, würde man den freien Trägern die Leute abwerben." Das sei für das Gesamtsystem nicht gut.

Aller Drei sind überzeugt, dass die Maßnahmen – die kurz- und langfristigen – helfen, dem demografischen Wandel entgegen zu wirken: „Ich habe die Hoffnung, das wir schon zum nächsten KiTa-Jahr, ab Sommer 2018, personell besser aufgestellt sind", zeigte sich Personaldezernent Kremer zuversichtlich.