RWTH

RWTH Aachen an zwei jetzt bewilligten Anträgen zu Sonderforschungsbereichen/Transregio beteiligt. Der Bewilligungsausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) hat zwei Anträge mit Beteiligung der RWTH Aachen positiv bewertet. So wurde die Einrichtung eines Sonderforschungsbereichs/Transregio „Mechanismen kardiovaskulärer Komplikationen bei chronischer Niereninsuffizienz“ bewilligt. Der Sonderforschungsbereich/Transregio „Prozesssignaturen – Funktionsorientierte Fertigung auf der Basis charakteristischer Prozesssignaturen“ wurde um eine weitere Förderperiode von vier Jahren verlängert.

Sonderforschungsbereiche (SFB) sind langfristige, auf die Dauer von bis zu zwölf Jahren angelegte Forschungseinrichtungen der Hochschulen, in denen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines fächerübergreifenden Forschungsprogramms zusammenarbeiten. Damit dienen sie der institutionellen Schwerpunkt- und Strukturbildung. Ein Sonderforschungsbereich/Transregio (SFB/TRR) wird von zwei oder drei Hochschulen gemeinsam getragen.

Mechanismen kardiovaskulärer Komplikationen bei chronischer Niereninsuffizienz

Im SFB/TRR „Mechanismen kardiovaskulärer Komplikationen bei chronischer Niereninsuffizienz“ arbeiten die RWTH und die Universität des Saarlandes zusammen. Für die Forschungsarbeiten wurden zehn Millionen Euro beantragt, verteilt auf beide Hochschulen. Univ.-Prof. Dr.rer.nat. Joachim Jankowski vom Lehrstuhl für Molekulare Herz-Kreislaufforschung der RWTH wird den SFB/TRR leiten.

Rund 50 Prozent der chronisch-niereninsuffizienten Patienten im fortgeschrittenen Stadium leiden an kardiovaskulären Erkrankungen. Der Anteil kardiovaskulärer Todesfälle bei diesen Patienten - besonders im Endstadium der Erkrankung - liegt bei 40 bis 50 Prozent. Bei Personen mit einer normalen Nierenfunktion beträgt der Anteil kardiovaskulärer Erkrankungen hingegen nur 26 Prozent. Neben drohenden schwerwiegenden Komplikationen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall wird häufig Herztod bei chronisch-niereninsuffizienten Patienten durch Herzinsuffizienz und Arrhythmien verursacht. Die pathophysiologischen Prozesse kardiovaskulärer Erkrankungen dieser Patienten unterscheiden sich offenbar von den entsprechenden Prozessen in der Gesamtbevölkerung. Dies könnte erklären, warum traditionelle Ansätze zur Verbesserung kardiovaskulärer Ereignisse im Rahmen der chronischen Niereninsuffizienz wenig erfolgreich waren. Die Kenntnis der zugrundeliegenden pathologischen Mechanismen ist somit notwendig, um die gesteigerte kardiovaskuläre Sterberate durch neue therapeutische Ansätze zu senken.

Veränderungen im Kreislaufsystem und im Herzgewebe tragen entscheidend zur Erhöhung des kardiovaskulären Risikos der Patienten bei. Dennoch sind die molekularen Mechanismen bislang größtenteils noch nicht erforscht. Daher sollen durch experimentelle und klinische Studien die multifaktoriellen Aspekte im Kreislaufsystem und im Herzgewebe geklärt werden. Es werden auch interdisziplinäre Aspekte durch Etablierung und Evaluierung neuer therapeutischer Ansätze und diagnostischer Tests analysiert. 18 Forscherteams bringen ihre Erfahrungen aus den Bereichen Kardiologie, Nephrologie, Biophysik und Molekularbiologie in den SFB/TRR ein. Das Konsortium verfügt über ausgewiesene medizinische Experten und eine große Bandbreite experimenteller und theoretischer Methoden.

Besonderheit dieses SFB/TRR sind drei integrierte Serviceprojekte. In einer projektübergreifenden Kernplattform werden standardisierte Tiermodelle, histopathologische Analysen und morphologische Protokolle für alle Teilprojekte entwickelt. In einem weiteren Serviceprojekt werden bioinformatische und statistische Methoden für Korrelationsstudien eingesetzt, welche die klinische Umsetzung der Konzepte erleichtern. Durch Kombination von Chromatographie, Massenspektrometrie und MALDI-Imaging erhalten außerdem alle Partner tiefere Einblicke in die Pathologie kardiovaskulärer Erkrankungen bei chronischer Niereninsuffizienz.

Die im SFB/TRR integrierte Graduiertenschule bietet den Studierenden Betreuung und Vernetzung zur Stärkung wissenschaftlicher und sozialer Kompetenzen. Ein interdisziplinäres Trainingsprogramm sieht ein individuelles Forschungsprojekt, personellen Austausch, ein praktisches Trainings-Modul sowie Module zur Entwicklung von grundlegenden wissenschaftlichen Kompetenzen und fachübergreifenden Fähigkeiten vor.