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StädteRegion Aachen. Es ist ein weiterer Baustein für eine zukunftsfähige Kindertagesbetreuung: Um dem aktuellen Mangel an qualifizierten Erzieherinnen entgegenzuwirken, wird zum Schuljahr 2018/19 eine zusätzliche Ausbildungsklasse am Berufskolleg Simmerath geschaffen. Zwei weitere Klassen in Stolberg sind zudem geplant. Ingrid Wagner, Schulleiterin des Berufskollegs Simmerath-Stolberg, beschreibt die Situation in klaren Worten: „Es gibt langfristig einen hohen Bedarf an Erziehern, besonders in der Eifel." Doch nicht nur dort wird der Fachkräftemangel zum Problem. „Dieses Thema betrifft die gesamte StädteRegion." betont der städteregionale Bildungs- und Jugenddezernent, Markus Terodde.

Foto: Thomas Steinjan

Präsentierten das Konzept zur Erzieherausbildung am Berufskolleg Simmerath-Stolberg: (von links) Ingrid Wagner, Bennet Gielen, Sebastian Heyn, Lena Bierbach, Alexander Franzen, Lena von Ameln, Markus Terrode, Tobias Spiller und Andrea Schäpermeier

Um dem Erziehermangel zu begegnen, hat die StädteRegion eine Reihe von Maßnahmen geplant. „Kurzfristig haben wir 70 neue Stellen ausgewiesen. So können zum Beispiel Erzieher, die momentan noch vertretungsweise beschäftigt sind, in eine unbefristete Vollzeitstelle wechseln", erklärt Terodde. Auch Anreize für Quereinsteiger sollen geschaffen werden. „Dazu kommt mittelfristig die jetzt beschlossene Ausweitung der Ausbildungskapazitäten. Da es etwa fünf Jahre dauert, bis ein Erzieher seine Ausbildung beendet hat, stehen uns die entsprechenden Fachkräfte natürlich auch erst dann zur Verfügung." Langfristig plant die StädteRegion Gespräche mit Bund und Land, bei denen es auch um eine mögliche Reform der Ausbildung für zukünftige Erzieher gehen soll. Ziel ist zudem einen erleichterten Zugang für Quereinsteiger zu erreichen.

„Zwar sind im Moment nur zehn Erzieherstellen in unseren Kitas nicht besetzt", erklärt Alexander Franzen, Arbeitsgruppenleiter im Bereich Kindertagesbetreuung bei der StädteRegion. „Doch wir sehen ja schon jetzt den hohen Bedarf. Dieser wird auch zukünftig weiter steigen." Mit Blick auf die jetzige Situation ist deshalb auch für Dezernent

Markus Terodde klar: „Dieses Thema wird uns langfristig begleiten."

Von den zusätzlichen Ausbildungskapazitäten in Simmerath und Stolberg profitieren alle Jugendhilfeträger in der StädteRegion Aachen. „Bis 2021 werden alleine in den kommunalen Kitas unter Trägerschaft der StädteRegion 25 neue Lerngruppen entstehen", erklärt Sebastian Heyn, Leiter des Amtes für Kinder, Jugend und Familienberatung der StädteRegion. Pro Gruppe werden in der Regel drei Erzieher benötigt. „Darüber hinaus plant die StädteRegion Aachen den Bau von vier bis sechs weiteren Kitas in den kommenden Jahren", so Franzen.

Den daraus entstehenden Fachkräftebedarf in Zukunft zu decken, sieht Markus Terodde als Großaufgabe. Wichtig sei vor allem, die neuen Ausbildungsmöglichkeiten bekannt zu machen: „Wir wollen die ländlichen Regionen stärken. Das Angebot an Kitaplätzen ist gerade für junge Familien ein wichtiger Faktor wenn es zum Beispiel um die Entscheidung geht, wo man hinziehen möchte." Am Berufskolleg Simmerath-Stolberg legt man besonderen Wert auf eine praxisnahe Ausbildung der angehenden Erzieher, wie Ingrid Wagner ausführt: „Heute werden hohe Ansprüche an Erzieher gestellt. Dazu gehört vor allem eine umfassende Bildung der Kinder von Klein auf in allen Bereichen, egal ob bei den Naturwissenschaften, der künstlerisch-musikalischen Ausbildung oder im Sport", bestätigt Andrea Schäpermeier, Abteilungsleiterin im Bereich Sozial- und Gesundheitswesen am Berufskolleg Simmerath-Stolberg. „Um diesen

Ansprüchen gerecht zu werden legen wir Wert auf eine moderne und praxisnahe Ausbildung unserer Schüler."

Dazu gehört auch eine enge Kooperation mit verschiedenen Kitas. So bereiten die angehenden Erzieher beispielsweise Lehreinheiten im Kinderturnen im Unterricht vor und gehen dann in die Kitas um das Vorbereitete umzusetzen. Das Ausbildungskonzept kommt bei den Erziehern in Ausbildung auf jeden Fall gut an. „Der Unterricht bereitet uns wirklich gut auf den Berufsalltag vor", sagt Lena Bierbach, angehende Erzieherin am Standort Simmerath. „Und auch unsere Lehrer unterstützen uns wo sie können. Da wird auch mal der Unterrichtsbeginn nach hinten verlegt, weil einige Mitschüler aus Aachen hierher pendeln. Die haben es dann etwas leichter." Lena von Ameln, die ebenfalls eine Ausbildung zur Erzieherin am Berufskolleg absolviert, betont den großen Zusammenhalt unter den Schülern: „Alle unterstützen sich gegenseitig. Wenn jemand aus der Unterstufe Fragen hat, ist es kein Problem sich damit an die Oberstufe zu wenden. Man hilft sich untereinander." Doch nicht nur Frauen machen heute eine Ausbildung zum Erzieher. „Der Anteil an Männern in diesem Berufsfeld steigt langsam aber kontinuierlich an, auch wenn noch immer nur auf marginalem Niveau. Hier wollen wir auch ansetzen und klarmachen, dass dieser Beruf gerade auch für Männer viel zu bieten hat", sagt Andrea Schäpermeier.

Dezernent Markus Terodde hebt die Bedeutung des Erzieherberufs nochmals hervor: „Der Beruf an sich ist einfach enorm wichtig und seine Bedeutung wächst weiter." Wichtig ist für Terodde auch, die Übergänge zwischen den verschiedenen Stationen im Bildungsweg zu

koordinieren und gegenseitiges Verständnis zu fördern: „Die Arbeit und der Dialog in Netzwerken sind hierfür entscheidend." Alexander Franzen weist auf freie Ausbildungsplätze bei der StädteRegion Aachen hin: „Wir haben nach wie vor offene Ausbildungsplätze und suchen weiter Bewerber. In Kürze beginnt eine erste Runde mit Vorstellungsgesprächen, Bewerbungen werden aber auch weiterhin angenommen."