Alles rund um Aachen

„Wir brauchen eigentlich eine Willkommenskultur für Bagger und Neubau" – mit diesem Zitat fasste Professor Dr. Manfred Sicking, Dezernent für Wirtschaftsförderung, Soziales und Wohnen, heute (19. September) in einem Pressegespräch vorab das Fazit des  aktuellen Wohnungsmarktberichts zusammen, der später am Tag druckfrisch auch den Mitgliedern des städtischen Wohnungs- und Liegenschaftsausschusses präsentiert wurde.

Ein wichtiger Hinweisgeber für die Stadt

Dieser Wohnungsmarktbericht ist der zehnte Bericht zum Aachener Wohnungsmarkt und gleichzeitig der erste Bericht im neu gegründeten Fachbereich „Wohnen, Soziales und Integration". Der Bericht bereitet dazu zum Stichtag 31. Dezember 2016 alle Daten in einer neuen Struktur auf. Er schildert detailliert die Entwicklung von Nachfrage- und Angebotsfaktoren und geht auf ihre Auswirkungen auf die Wohnungsmarktentwicklung ein. Diese quantitative Analyse der Wohnungsmarktdaten wird abschließend durch eine qualitative Expertenumfrage ergänzt und in Bezug gesetzt. Eine neue Aufmerksamkeit erhält das Thema des öffentlich geförderten Wohnungsmarkts, das erstmals ein eigenes Kapitel enthält. Professor Sicking: „Dieser Bericht ist nicht nur ein informativer Statistikband über die aktuelle Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt für die Öffentlichkeit. Für uns als Stadt ist er ein wichtiger Hinweisgeber, welche Bedarfe bestehen und welche Steuerungsimpulse jetzt und in Zukunft gesetzt werden müssen."

Ergebnisse der Wohnungsmarkt-Berichterstattung: Aachen wächst weiter! Mit 254.782 Personen ist die Bevölkerung in Aachen bis Ende 2016 erneut gestiegen. Einen großen Anteil an dem Bevölkerungswachstum hatten die Hochschulen. Auch das Thema Flüchtlingszuzug hatte Einfluss auf die Wohnungsmarktnachfrage. Zum Stichtag 31. Dezember 2016 waren knapp 2.400 Menschen mit Fluchthintergrund in Aachen untergebracht. Die Zahl der Haushalte stieg insgesamt um 351 auf 145.417 Haushalte.

Sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren im letzten Jahr 84.878 Personen. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze stieg zum Stichtag auf 128.600. Trotz positiver Arbeitsmarktentwicklung blieb die Gesamtzahl der Transferleistungsempfänger mit 29.629 Personen auf hohem Niveau. Dies ergab einen Anteil an der Gesamtbevölkerung von rund 12 Prozent.

Bauland ist knapp in Aachen

Bauland ist knapp in Aachen. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen überstieg 2016 deutlich die des Vorjahres, damit konnte in der Bauintensität ein neuer Spitzenwert erreicht werden. Auch bei den Baugenehmigungen für neue Wohneinheiten hielt der Wachstumstrend an. Es waren deutlich mehr Eigentumswohnungen (996) als Wohnhäuser (544) auf dem Aachener Immobilienmarkt verfügbar. Im Wohnungsbestand konnten kontinuierliche Mietsteigerungen im Aachener Wohnungsmarkt verzeichnet werden.

Der geförderte Wohnungsbestand sinkt

Für den Zeitraum 2017 bis 2026 werden insgesamt 4.390 Wohnungen den Status einer geförderten Wohnung wegen Ablauf der Nachwirkungsfrist nach Mittelrückzahlung oder durch planmäßige Tilgung der öffentlichen Mittel verlieren. Im geförderten Wohnungsbestand konnten in 2016 Wohnprojekte mit einem hohen Fördervolumen initiiert werden. Damit wurden 222 neue Wohneinheiten gefördert, die ausnahmslos im Mietwohnungsbau errichtet wurden. Da die Zahl der Bindungsausläufe höher ist, als die Neubauten, sank der geförderte Wohnungsbestand, trotz aller Anstrengungen, insgesamt auf 9.944 Wohnungen ab. Die Wohnungssuchendenzahlen im Bereich des öffentlich geförderten Wohnungsbaus stiegen im Vergleich zum Vorjahr auf insgesamt 3.390 Haushalte.

„Zusammenfassend können wir feststellen, dass es in Aachen einen großen Bedarf an bezahlbarem Wohnraum gibt und wir neue Bauflächen gewinnen müssen", resümierte Sicking. Er erklärte, dass bereits jetzt zusätzliche Flächenpotentiale mobilisiert würden, um auf die geschilderte Baulandknappheit reagieren zu können. Auch bei der Neuaufstellung des Flächennutzungsplanes würden zusätzliche Flächen für den Wohnungsbau ausgewiesen. Gleichzeitig konnten durch politische Grundsatzbeschlüsse sowie eine intensive Zusammenarbeit von Wohnungsgesellschaften, Investoren und verschiedenen Fachbereichen von Verwaltung und StädteRegion im geförderten Wohnungsbestand in den vergangenen Jahren in erheblichem Umfang Wohnprojekte initiiert werden.  

Die Bauintensität steigt

„Die ersten Erfolge unserer Anstrengungen, aber auch des investitionsfördernden Klimas des Kapitalmarkts, sagte Rolf Frankenberger, Leiter des Fachbereichs Wohnen, Soziales und Integration, „sehen wir in der Bauintensität. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen übersteigt im Jahr 2016 deutlich den Wert des Vorjahres. Auch bei den Baugenehmigungen für neue Wohneinheiten hält der Wachstumstrend an. 2015 wurde mit 1.334 erteilten Genehmigungen ein Höchstwert erzielt. 2016 wurde mit 835 Genehmigungen des zweitstärkste Ergebnis der vergangenen fünf Jahre erreicht". Als Beispiele für aktuelle Bauvorhaben nannte Frankenberger unter anderem die Burggrafenstraße mit der Möglichkeit zur Realisierung experimentellen Wohnens und einer umfangreichen Bürgerbeteiligung im Rahmen eines modernen Quartiersprozesses. Ebenso den Branderhof, wo auf dem Areal um den denkmalgeschützten Hof ebenfalls experimentelles Wohnen angedacht ist. Oder das Projekt „Guter Freund", das in der Kategorie „Urbanes Flächenrecycling" mit dem Polis Award 2016  ausgezeichnet wurde und aus über 70 Prozent öffentlich gefördertem Wohnungsbau bestehen soll.

„Die Stadt ist auf einem guten Weg"

Bürgermeister Norbert Plum, Vorsitzender des Wohnung- und Liegenschaftsausschusses: „Der aktuelle Wohnungsmarktbericht zeigt, dass die Stadt Aachen auf einem guten Weg, aber noch lange nicht am Ziel ist. Im Bereich des öffentlich geförderten Wohnungsbaus ist die Wohnraumförderung ein wesentliches Instrument zur Sicherung einer ausgeglichenen und angemessenen Wohnungsversorgung." Und Plum weiter: „Ich hoffe, dass auch die neue Landesregierung zu dieser sozialen Verpflichtung steht und hier keine Einschnitte vornimmt. Auf kommunaler Ebene verabschiedeten wir schon 2014 den Beschluss ‚Stärkung des öffentlich geförderten Wohnungsbaus', nach welchem Vorhabenträger vertraglich verpflichtet werden, bei jedem geplanten Neubauvorhaben öffentlich geförderten Wohnungsbau im Umfang zwischen 20 und 40 Prozent der Wohneinheiten zu realisieren". Abschließend sagte er, dass der Erhalt und die Neuschaffung von dauerhaft bezahlbarem Wohnraum in Aachen eine Herausforderung bleiben werde, die alle Aachener Wohnungsmarktakteure nur gemeinsam bewältigen könnten.

 

Info: Eine gedruckte Ausgabe des Berichtes kann gegen eine Schutzgebühr von 20 Euro beim Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration der Stadt Aachen unter der Telefonnummer 0241/432-56305 oder der Mail-Adresse komwob@mail.aachen.de angefordert werden. Im Internet ist der  Wohnungsmarktbericht ab Mittwoch, 20. September, unter www.aachen.de (Suchbegriff: Wohnungsmarktbericht) zu finden.