Alles rund um Aachen
150 Jahre Heißberg-Friedhof

Der Heißbergfriedhof, ein Kleinod der Friedhofskultur und der Stadtgeschichte - in diesem Jahr jährt sich zum 150. Mal die Einsegnung des Burtscheider Friedhofs. Das Jubiläum fällt in eine Zeit, in der sich die Bestattungskultur immer weiter differenziert und häufig anonymisiert. Umso eindrucksvoller ist ein Rundgang über den am 1. September 1862 eingeweihten, in Nachbarschaft zum Ferberpark gelegenen, städtischen Friedhof. Kunstvoll gestaltete Gruften und Grabdenkmäler suchen die Aufmerksamkeit des Betrachters. Alle Stilrichtungen, beginnend beim Klassizismus, sind auf dem fast zwei Hektar großen Gelände zu finden, ein Spiegel der über die Zeiten sich verändernden Trauer- und Erinnerungskultur. Viele Namen springen ins Auge, sie sind bekannt aus regionalen Geschichtsbüchern oder von Straßenschildern. Zahlreiche Aachener Familien wählten den idyllischen Heißbergfriedhof als letzte Ruhestätte für ihre Angehörigen. So ist ein Gang über den Heißbergfriedhof auch ein Eintauchen in die Stadt- und Sozialgeschichte Aachens. Die Historie des ersten ökumenischen Friedhofs in Aachen
Wie an so vielen Orten, geht auch der Gründung des Heißbergfriedhofs ein trauriges Kapitel voran. Die Choleraepidemien von 1834 und 1855 sowie viele Tote in Folge von Wechsel- und Faulfieber machten die Ausweisung neuer Friedhofsflächen nötig. Die bisherigen Burtscheider Friedhöfe, die katholischen St. Michael und St. Johann, sowie der evangelische an der Hauptstraße konnten nicht erweitert werden. So beschloss der Stadtrat des damals noch selbstständigen Burtscheids 1851 die Schließung und den Ankauf eines etwas außerhalb am Heißberg gelegenen Geländes. Das Burtscheider Bauunternehmen B. Klausener & Rhoen wurde mit der Errichtung einer Umfassungsmauer beauftragt. Als 1862 die ersten Beisetzungen stattfinden, ist ein Novum festzuhalten: Der Heißbergfriedhof ist ein Gottesacker für beide Konfessionen. Ganz wurde die ökumenische Eintracht jedoch noch nicht vollzogen, es wurde sauber getrennt: Protestanten nach links, Katholiken nach rechts. Für „Ordnung“, nicht nur in dieser Frage, sorgte der im Torhaus am Haupteingang wohnende Friedhofsinspektor.

Doch nicht nur Grabstätten Aachener Bürger finden sich aus dieser frühen Zeit, sondern auch zwei neugotische Kriegerdenkmäler für die Gefallenen der Kriege von 1866 und 1870/71. Mit den Erweiterungen von 1874, 1878 und 1889 wuchs der Friedhof auf seine heutige Größe von 1,96 Hektar.
          
Auf dem ansteigenden Gelände befinden sich die ältesten Gräber im oberen Bereich. Auch heute noch wird auf dem Heißbergfriedhof in Wahlgräbern bestattet. Damit ist der in seiner Gesamtheit unter Denkmalschutz stehende Friedhof sowohl ein Ort des Abschieds als auch der Begegnung.
 
Letzte Ruhestätte bekannter Aachener Persönlichkeiten
Bürgermeister, Fabrikanten, Ärzte und Architekten − es ist wie ein kleines „who ist who“ der Stadtgeschichte Aachens auf den Wegen des Heißbergfriedhofs. Die bekannte Tuchfabrikantenfamilie Erckens baute für ihre Angehörigen eine Gruft in wilhelminischer Pracht. Mit einer Grabgestaltung in seltener Tempelform erweist die Familie Hugot ihren Verstorbenen Achtung und Trauer. Friedrich von Halfern, ebenfalls ein bedeutender Vertreter der Aachener Tuchindustrie, und seine Familie hinterließen gleich drei nebeneinander stehende Grabsteine, die in jeweils unterschiedlicher Formensprache für ihre Epoche stehen. Ein großes neugotisches Denkmal erinnert an die Familie Klausener, die es als Bauunternehmer zu politischen Ämtern brachte. Die individuellen Wünsche und nicht zuletzt die finanziellen Möglichkeiten bei der Grabgestaltung führten zur Beauftragung namhafter Aachener Bildhauer. Es finden sich Werke von Lambert Piedboeuf, Wilhelm Pohl, Carl Esser, Alfred Pieper, Erich von Driesch, Karl Krauß, Mies van der Rohe und Josef Mataré. Sie der Nachwelt als Dokumente der Kunst- und Kulturgeschichte zu erhalten, ist ein Grund für den Denkmalschutz auf dem gesamten Heißbergfriedhof.
 
Auf dem Heißbergfriedhof beerdigte Persönlichkeiten (Auszug):
•    Ferdinand Breunung, Musikdirektor in Aachen
•    Hugo Cadenbach, Privatbankier und Diplomat, Grabgestaltung: Mies van der Rohe
•    Oskar Erckens, Tuchfabrikant in Aachen und Grevenbroich, Geh. Kommerzienrat, Grabgestaltung: Pohl und         Esser
•    Alfons Fritz, Aachener Gymnasiallehrer und Heimatforscher
•    Friedrich von Halfern, Tuchfabrikant und Bankdirektor
•    Familie Georg Hasenclever
•    Leo Hugot, Architekt und Bauhistoriker, Mausoleum, ehem. Grabstätte Strom
•    Adolph Kirdorf, Montanindustrieller, Geh. Kommerzienrat
•    Alfons Klausener, Bürgermeister von Burtscheid und Beigeordneter der Stadt Aachen; Mitglied des         Preußischen Abgeordnetenhauses
•    Friedrich Klausener, Aachener und Burtscheider Baumeister
•    Jupp Kuckartz, Aachener Künstler und Grafiker
•    Carl Arthur Pastor, Bankier und Versicherungsunternehmer
•    Rudolf Arthur Pastor, Tuch- und Nadelfabrikant und Präsident der IHK Aachen, Verwaltungsratsmitglied der Aachener Feuerversicherung.

Es sind die historischen Grabstätten und Denkmäler, die den besonderen Reiz des Heißbergfriedhofs ausmachen. Manche verborgen, mit Moos bewachsenen Inschriften, andere schon von weitem sichtbar. Zusammen bilden sie ein sehenswertes Ensemble aus Gartenkunst, Bildhauerei, Stadtgeschichte und Architektur.