Das Aachener Stadtarchiv zeigt aus seinen Magazinen regelmäßig interessante Stücke als „Archivalie des Monats“. Die jeweilige Archivalie mit einem kurzen Begleittext wird dann einen Monat lang in einem Schaukasten im Foyer des Stadtarchivs am Reichsweg sowie digital auf der Homepage des Archivs präsentiert. Nach seiner Gründung 1830 suchte Belgien, das nach seiner Abspaltung von den Niederlanden vom Rhein abgeschnitten war, nach neuen Warentransportwegen. Wegen der hohen niederländischen Zölle, vor allem für die Nutzung des Rheins, strebte die belgische Regierung einen zügigen Eisenbahnausbau an und suchte Verbündete im Nachbarland Preußen. Da auch Köln mit den niederländischen Rheinzöllen haderte, war ein Partner für die Wunschstrecke Antwerpen – Köln schnell gefunden. Die Rheinische Eisenbahngesellschaft wurde gegründet, Kapital eingeworben und eine Trassenführung geplant.
Die kostengünstigste Strecke hätte an Aachen vorbeigeführt
Die kostengünstigste Strecke wäre dem Indetal gefolgt und hätte am damaligen Aachen vorbeigeführt. David Hansemann sah die Nachteile für die heimische Wirtschaft und gründet die Preußisch-Rheinische Eisenbahngesellschaft, um eine Streckenführung durch Aachen zu erreichen. Nach langem und erbittertem Streit sprach der preußische König Friedrich Wilhelm III. am 12. Februar 1837 per Allerhöchster Kabinetts-Order ein Machtwort woraufhin die Strecke durch Aachen nach Belgien führte.
In Aachen wurde das Burtscheider Viadukt gebaut
Durch diese Entscheidung, die Züge von Köln nach Antwerpen über Aachen zu führen, verdoppelten sich die Baukosten. Es mussten insgesamt 197 kleine und größere Brücken erstellt werden und fünf Tunnel. In Aachen wurde so unter anderem von 1838 bis 1840 das Burtscheider Viadukt gebaut. Am 1. September 1841 war die Bahnstrecke schließlich fertiggestellt: Der erste Zug aus Köln fuhr in Aachen ein, die Stadt würdigte das historische Ereignis mit einem großen Fest.
Wie die Archivalie des Monats zeigt, informierte der Chef der preußischen Verwaltung für Handel, Fabrikation und Bauwesen, Christian Rother, den Aachener Bürgermeister Joseph Tilmans und den Stadtrat am 21. Februar 1837 über die königliche Entscheidung vom 12. Februar, die die Streckenführung von Köln über Aachen nach Antwerpen festlegte. Das Schreiben, das die Preußisch-Rheinische Eisenbahngesellschaft über die Entscheidung informierte, war als Anlage beigegeben.
Das Interesse von Aachen und Burtscheid wurde in Schutz genommen
Auf dem Schreiben Rothers vermerkte Bürgermeister Tilmans, dass er den Rat der Stadt am 28. Februar über diese Entscheidung informiert hatte. Auch findet sich auf demselben Blatt das Konzept des Schreibens, mit dem der Burtscheider Bürgermeister über die Entscheidung Friedrich Wilhelms III. informiert worden ist. Es sei „[…]in der Eisenbahn Angelegenheit das Interesse von Aachen und Burtscheid in Schutz genommen und möglichst gesichert worden […].“ Die Ausfertigung dieses Schreibens wurde am 3. März 1837 nach Burtscheid gesandt.
Eine vollständige Transkription der Archivalie des Monats Februar 2017 finden Sie auf der Homepage des Stadtarchivs unter www.stadtarchiv-aachen.de.