Stolberg

Stadtarchivar Christian Altena nimmt eine Fotodokumentation der Stolberger Zink AG von Herrn Manfred Pelzel entgegen. Die Bestände des Stadtarchivs der Kupferstadt sind durch eine Stiftung um ein besonderes zeithistorisches Zeugnis Stolberger Wirtschaftsgeschichte reicher geworden. Am Donnerstag übergab Manfred Pelzel ein Album mit einer Fotodokumentation der bis 1968 überregional bedeutsamen, in Münsterbusch ansässigen metallverarbeitenden Stolberger Zink AG. Dr. mont. Erich Pelzel, Vater des Stifters, war bei der traditi-onsreichen Stolberger Firma seit 1954 in leitender Funktion tätig und war von 1961 bis 1968 Hüttendirektor der Metallver-arbeitungs-Abteilung. In seiner Eigenschaft als bahnbrechen-der Wissenschaftler und erfahrener Betriebsleiter veröffent-lichte der gebürtige Österreicher aus Ostrau (heute Ostrava in der Tschechischen Republik) über hundert wissenschaftliche Beiträge und meldete dutzendfach Patente an. In über sechzig Farbfotografien dokumentierte er in den 1960er Jahren die Betriebsstätten und fügte wichtige Fachinformatio-nen zum Produktionsprozess hinzu.

Geboren wurde Pelzel 1903 in der damaligen Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und studierte in Leoben (Österreich) Eisenhüttenkunde. Seine Tätigkeit führte ihn über Breslau, Linz und Stuttgart schließlich nach Stolberg. Er verstarb 1988 in Würselen.

Die Anfänge der Firma legte John Cockerill im Jahr 1834, als er in Münsterbusch die erste Zinkhütte Westdeutschlands grün-dete. Für 130 Jahre war die Firma ein bedeutendes Unterneh-men und kann als zinkverarbeitender Industriebetrieb in direkter Nachfolge der Kupferhöfe gesehen werden, die ebenfalls die Zinkvorkommen im Stolberger Untergrund in ihrer Erscheinung als Galmei zur Grundlage für die Messingherstellung hatten. Die Aktiengesellschaft hatte Betriebsstätten und Bergwerke im ganzen westdeutschen Raum. Seit 1974 ist das Unternehmen nicht mehr produzierend tätig, stellt aber für Stolberg wirtschaftshistorisch einen der bemerkenswertesten Ver-treter der Industrialisierung dar.

Der Stiftung vorausgegangen war eine Begehung des ehemaligen Kupferhofgeländes Blankenberg durch den Stifter Manfred Pelzel, Lokaljournalist Toni Dörflinger und Stadtarchivar Christian Altena sowie Franz-Helmut Oedekoven auf Initiative von Karl-Heinz Oedekoven. Die Familien Pelzel und Oedekoven hatten dort auf dem 1972 abgerissenen Hof gelebt und pflegen daher bis heute eine enge Freundschaft. Dieser Ausflug in die Vergangenheit des Hofes, der als Angestelltenwohnsitz im Besitz der Stolberger Zink AG gewesen war, führte zum Entschluss Manfred Pelzels, die Familiengeschichte aufzuarbeiten und nun die Fotodokumentation seines Vaters dem Stadtarchiv für die Forschungs- und Bildungsarbeit zu überlassen.

Schließlich ist es die ausdrückliche Aufgabe des Stadtarchivs, nicht nur die Unterlagen der Verwaltung, sondern auch stadt-historisch interessante Dokumente ihrer Bürger, Firmen und Vereine zu sammeln und wissenschaftlich nutzbar zu machen. Stadtarchivar Christian Altena hofft, die Fotos in einer Ausstel-lung der Öffentlichkeit präsentieren zu können.