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Studienabbrecher erhalten eine zweite Chance

Das Ausbildungsprogramm „Switch“ für Studienabbrecher ist mit dem Hermann Schmidt-Preis 2012 des Vereins „Innovative Berufsbildung e. V.“ ausgezeichnet worden. Ulrike Fehsenfeld vom Fachbereich Wirtschaftsförderung und Europäische Angelegenheiten der Stadt Aachen nahm den Preis anlässlich der 9. Fachtagung des W. Bertelsmann Verlages (wbv) am 24. Oktober in Bielefeld entgegen.

Mit dem zum 16. Mal verliehenen Hermann-Schmidt-Preises werden Projekte und Initiativen ausgezeichnet, die Modelle zur Nachwuchssicherung durch duale Berufsausbildung erfolgreich entwickelt und nachweislich umgesetzt haben. Der Verein „Innovative Berufsbildung e. V.“ hat sich zum Ziel gesetzt, mit dem jährlich von ihm verliehenen Hermann-Schmidt-Preis auf innovative Ansätze in der Berufsbildungspraxis aufmerksam zu machen, diese zu fördern und als gute Beispiele zur Nachahmung zu empfehlen. Nach Auffassung der Jury setzt „Switch“ an einer wichtigen bildungspolitischen Schnittstelle an, da das Projekt Studienabbrechern eine zweite Chance eröffnet, beruflich Fuß zu fassen und doch noch zu einem qualifizierten Berufsabschluss zu gelangen.

Derzeit werden in Aachen 45 Studienabbrecher zu Fachinformatikern oder Industriekaufleuten ausgebildet, 16 davon seit 2011 im ersten Switch-Jahrgang zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Schon Anfang 2013 werden sie einen IHK-Berufsabschluss in den Händen halten. Im August 2012 begann der zweite Switch-Jahrgang mit einer 18-monatige Ausbildung in den Berufen Fachinformatiker/-in für Systemintegration, Fachinformatiker/-in für Anwendungsentwicklung und Industriekaufmann/-frau. Die Auszubildenden hatten zuvor meist Informatik an der RWTH Aachen studiert und haben sich dann für einen Kurswechsel entschieden.

Das bundesweit einzigartige Modellprojekt „Switch“ wurde im Jahr 2011 vom Fachbereich Wirtschaftsförderung/Europäische Angelegenheiten der Stadt Aachen in Zusammenarbeit dem Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, der Industrie- und Handelskammer Aachen, der Agentur für Arbeit, den Hochschulen und anderen lokalen Partnern ins Leben gerufen. In nur 18 Monaten können Studienabbrecher in Aachen eine duale Ausbildung – „Switch - die verkürzte Berufsausbildung für Studienabbrecher“ – absolvieren. Da die Auszubildenden durch Abitur und Studium bereits über wesentliches Vorwissen verfügen, durchlaufen sie einen komprimierten Unterrichtsplan und lernen an vier anstatt an drei Tagen pro Woche im Betrieb. Dies kommt den Betrieben sehr entgegen und entspricht auch dem Wunsch der Auszubildenden nach mehr Praxis.

Hintergrund ist der hohe Bedarf an Fachkräften, der bei Unternehmen in der Region Aachen besteht. Gleichzeitig brechen rund 30 Prozent der Studierenden in den Ingenieur-, Informatik- und Wirtschaftswissenschaften das Studium vorzeitig ab. Eine neue berufliche Perspektive soll ihnen durch das Projekt geboten werden.

„Switch“ wurde bereits im Juli 2011 von der NRW.BANK in Düsseldorf für seine Innovativität prämiert. Es hat eine überregionale Anziehungskraft entwickelt und Auszubildende angeworben, die extra für die Ausbildung nach Aachen ziehen. Mittlerweile wird „Switch“ an verschiedenen Standorten, darunter Berlin und das Ruhrgebiet nachgeahmt.
 
Weitere Informationen unter
www.aachen.de/switch sowie unter
www.bibb.de/hermann-schmidt-preis