Alles rund um Aachen

Auf dem Gelände der Dr. Leo Löwenstein Kaserne wurden in den vergangenen Monaten 52 mobile Wohneinheiten zur Unterbringung von Flüchtlingen aufgestellt und eingerichtet. Hier sollen ab kommenden Mittwoch rund 80 Flüchtlinge untergebracht werden, die in Aachen bereits in verschiedenen Gemeinschaftseinrichtungen leben und denen die Stadt so eine Verbesserung ihrer bisherigen Wohnsituation ermöglichen kann. Sandra Knabe, Abteilungsleiterin Übergangsheime im Fachbereich Soziales und Integration, sagte bei der Vorstellung der mobilen Wohneinheiten heute Vormittag (Freitag, 17. Juni): „Durch den Umzug in diese so genannten Spaceboxen können wir den einzelnen Menschen wieder ein bisschen Komfort und Privatsphäre zurückgeben“.

Gut geeignet für die Flüchtlings-Unterbringung
Vera Ferber, Kaufmännische Geschäftsführerin des städtischen Gebäudemanagements, erklärte, dass die mobilen Wohneinheiten bei der Unterbringung der Flüchtlinge sicherlich nicht die erste Wahl der Stadt gewesen seien, man aber jetzt mit dem Ergebnis doch sehr zufrieden sei. Vera Ferber: „Sie sind sowohl für die temporäre Unterbringung von Flüchtlingen als auch in wirtschaftlicher Hinsicht gut geeignet.“ Vorzuziehen sei aber weiterhin die Unterbringung von Flüchtlingen in Wohnungen, Schulen oder umgebauten Gewerbeimmobilien.

Zurzeit leben in den städtischen Unterkünften in der Stadt rund 2.541 zugewiesene Flüchtlinge, die verteilt im Stadtgebiet in Gemeinschaftseinrichtungen (879 Personen), Einrichtungen mit abgeschlossenen Wohnungen (317 Personen) sowie in Einzelwohnungen (1.345 Personen) wohnen. Dazu kommen noch knapp 600 unbegleitete minderjährige Asylbewerber (UMA), die sich in der Betreuung des städtischen Fachbereichs Kinder, Jugend und Schule befinden sowie 175 Landesflüchtlinge in der Einrichtung am Westbahnhof.

Alle Turnhallen sind wieder frei gegeben
Alle Turnhallen, die bis Anfang des Jahres noch zur Unterbringung der Flüchtlinge dienten, sind inzwischen frei gegeben und stehen – bis auf zwei Hallen – dem Schul- und Vereinssport wieder uneingeschränkt zur Verfügung. Aber auch diese beiden Hallen, die Turnhallen Königstraße und Bergstraße/Saarstraße, sollen noch vor den Sommerferien wieder ihrer ursprünglichen Nutzung zugeführt werden.

In Kürze wird auch ein Gebäude an der Debyestraße soweit hergerichtet sein, dass es rund 60 Flüchtlinge aufnehmen kann. Im Laufe des Jahres werden weitere 845 Plätze zur Unterbringung von Flüchtlingen belegbar sein: in weiteren mobilen Wohneinheiten auf dem ehemaligen Sportplatz Adenauerallee, in bereits belegten Objekten (Werkstraße/Peterstraße), in der Tempelhofer Straße, in der Sigmundstraße, in sechs Einfamilienhäusern in der Raafstraße, sowie geschätzte 210 Plätze in angemieteten Wohnungen. Fraglich ist die Herrichtung von weiteren 164 mobilen Wohneinheiten für 220 Menschen auf dem Gelände der Dr. Leo Löwenstein-Kaserne. Hier befindet sich der Verkäufer in Bezug auf Lieferung und Leistung im Verzug. Zurzeit prüft die Stadt, wie es weiter gehen soll.

416 Plätze für Flüchtlinge fallen weg
Dagegen werden bis Ende des Jahres vermutlich 416 Plätze für Flüchtlinge wegfallen – nämlich in der Süsterfeldstraße 99, in der Schule am Kirchberg, in den Stubenhäusern in der Körner Kaserne sowie in Einzelwohnungen. Somit kann man bis zum Jahresende 2016 mit einer Gesamtkapazität von 3.293 Plätzen rechnen, die für die Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung steht.

Sozialdezernent Professor Dr. Manfred Sicking erläuterte, wie die Verwaltung sich generell in Sachen zukünftiger Flüchtlingszahlen aufstellen wird. Ausgehend von einer mittleren Prognose rechnet man nämlich damit, dass wöchentlich rund 3.000 Flüchtlinge nach NRW kommen – was für Aachen einen monatlicher Zuwachs von 170 Menschen bedeuten würde. Das wiederum entspricht bis Ende des Jahres einem Fehlbedarf von etwa 268 Plätzen. „Wir rechnen damit, dass der Flüchtlingsstrom nicht abreißen wird und dass wir in Aachen auch sehr bald wieder Zuweisungen erhalten werden“, so Sicking. „Mit dieser Prognose als Arbeitsgrundlage werden wir es schaffen, die Flüchtlinge adäquat in der Stadt unterzubringen.“ Da die Stadt die Zuweisungsquote im Mai noch um 500 Plätze übererfüllt hat, andererseits die Anrechnung der ehemaligen Landesplätze monatlich um circa 200 Plätze sinkt, rechnet man nämlich bereits ab Juli 2016 mit neuen Zuweisungen.

Notfalloption Körner Kaserne und Spielkasino
Um auf aktuelle Veränderungen bei den Flüchtlingszahlen schnell und flexibel reagieren zu können, stehen darüber hinaus als Notfalloption etwa 300 Plätze in der Turnhalle der Körner Kaserne sowie im Spielkasino an der Monheimsallee bereit. Sollte sich eine Situation wie im vergangenen Spätsommer ergeben, könnten erforderlichenfalls noch die Turnhallen Königstraße, Reumontstraße, Vetschauer Straße und Peliserkerstraße problemlos innerhalb von acht bis 14 Tagen für Flüchtlinge hergerichtet und möbliert werden.