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Mit großer Verärgerung und Kopfschütteln haben die Aachener GRÜNEN auf die gestrige Presseberichterstattung in den Aachener Nachrichten/der Aachener Zeitung zur Jodtablettenausgabe in NRW reagiert. Das Ministerium war mit der Aussage zitiert worden, man werde den Kommunen die Direktabgabe von Jodtabletten an die Bevölkerung nicht erlauben. Die umweltpolitische Sprecherin Sabine Göddenhenrich konnte und wollte ihre Enttäuschung über die Verlautbarung des Innenministeriums nicht verbergen. Im Bürgerforum am vergangenen Dienstag hatte sich das ganz anders angehört: Dort hatte die Vertreterin der Bezirksregierung der Stadt, die letztlich die Verantwortung für die rechtzeitige Versorgung der Bevölkerung trägt, freie Hand bei der Organisation des Katastrophenschutzes zugesichert.
 Sabine Göddenhenrich: "Wir waren im Bürgerforum sehr erleichtert, dass die Bezirksregierung ihre starre, ablehnende Haltung korrigiert hat und einen Schritt auf die Kommune zugegangen ist. Und dann gestern wieder die Kehrtwende des Ministeriums. Für so ein Hin und Her habe ich kein Verständnis. Wir dürfen und müssen davon ausgehen, dass die von der Bezirksregierung gemachten Zusagen mit dem Innenministerium abgestimmt sind." Das Thema sei viel zu ernst, fuhr die Politikerin fort. Wenn es um den Katastrophenschutz geht, bräuchten alle eine klare Ansage.

"Wir sind seit fast einem Jahr mit dem Innenministerium und der Bezirksregierung im Gespräch. Die Aachener Landtagsabgeordneten waren beim Minister. Die Forderung der Prophylaktischen Verteilung der Jodtabletten an die Haushalte ist die einzige vernünftige und realistische Möglichkeit der Bevölkerung zumindest ein wenig Schutz im Falle eines atomaren Unfalls in Tihange bereitzustellen. Jodtabletten schützen nicht vor radioaktiver Strahlung, aber immerhin kann die Aufnahme von radioaktivem Jod in der Schilddrüse durch die Tabletten erheblich reduziert werden."
 Die Aachener GRÜNEN fordern seit einem Jahr gemeinsam mit der Organisation "Ärzte gegen den Atomkrieg (IPPNW)" und dem Aktionsbündnis gegen Atomenergie die Verteilung von Jodtabletten an die Haushalte. Dabei wurde immer wieder deutlich darauf hingewiesen, dass eine Verteilung der Tabletten erst nach dem Bekanntwerden eines atomaren Unfalls in Tihange nicht rechtzeitig organisiert werden kann.
 
Im Falle eines GAUs müssen die Tabletten eine Stunde vor dem Eintreffen der radioaktiven Wolke eingenommen werden. Eine verspätete Einnahme, nachdem bereits radioaktives Jod eingeatmet worden ist, ist dagegen eher schädlich. Bei allen sinnvollen Vorsorgemaßnahmen, die der Katastrophenschutz und jeder Bürger und jede Bürgerin treffen kann, sollte das übergeordnete Ziel natürlich nach wie vor sein, nicht nur Tihange und Doel abzuschalten, sondern den Europäischen Ausstieg aus der Atomenergie insgesamt voranzubringen.