Alles rund um Aachen
„Es gibt Dinge, die kann man von links nach rechts diskutieren und
zurück. Aber man muss es auch mal selber erleben: Wie funktioniert es
in der Praxis?“ Und genau das wollte Dr. Lothar Barth, Beigeordneter
der Stadt Aachen auch mit seinem 24-Stunden-Dienst bei der Feuerwehr
erreichen: „Ich will Sachen nicht nur vom grünen Tisch aus
beobachten.“ Und zu beobachten gab es für Barth genug – auch
schon im ersten Drittel seines Dienstes: „Positive Routine“, so
bezeichnete der städtische Dezernent für Personal und Organisation seine
Eindrücke und sprach den Feuerwehrfrauen und -männern der Stadt Aachen
ein großes Lob aus. Ein Lob das der stellvertretende Leiter der
Feuerwehr – und gestern zuständiger Kommandant – Joachim Schäfer nur
zurückgeben konnte: „Sie sind nun der siebte Dezernent, den ich habe.
Aber so etwas habe ich noch nicht erlebt. Feuerwehr spüren kann man nur,
wenn man mal mitfährt.“

Und das tat Lothar Barth: Bereits am frühen Nachmittag hatte er zwei
rasante Blaulichtfahrten mit dem Rettungswagen durch den dichten
Stadtverkehr hinter sich: „Da sterben sie tausend Tode, wenn sie mit
Höchstgeschwindigkeit auf eine Kreuzung zurasen.“ Fahrerische
Höchstleistungen würden die Feuerwehrleute vollbringen. Aber nicht
nur die hohen Geschwindigkeiten auf dem Weg zu den Einsätzen waren für
den Dezernenten ein emotionales Erlebnis, sondern auch das was er dort
erlebte: Vom krebskranken Rentner mit akuter Atemnot, der liebevoll von
seiner Frau umsorgt wird, bis der Rettungswagen eintrifft bis zum fast
bewusstlosen Alkoholiker in der Ausnüchterungszelle der Polizei. Auf
jede Situation würden sich die Retter individuell einstellen, stets Ruhe
bewahren. Eine „hochprofessionelle, hochmotivierte Truppe“ sei die
Aachener Feuerwehr, so Kommandant Schäfer.

Auch ein Stück Zukunft erlebte Barth hautnah: Beim Einsatz des
Technischen Rettungsassistenten ist der Notfallmediziner nicht vor Ort,
sondern sitzt – derzeit noch – in der Feuerwache Nord, gibt den
Helfern beim Einsatz Anweisungen. „Wir werden in den kommenden Jahren
immer weniger Notfallmediziner finden“, prognostiziert Barth. Der
Technische Rettungsassistent (TEMRAS), ein gemeinsames Forschungsprojekt
mit der RWTH, dass nun erst einmal in die Auswertung der Ergebnisse
geht, sei eine mögliche Lösung, so der Beigeordnete: „Der Mediziner kann
zwei, maximal drei Fälle gleichzeitig betreuen und spart die Zeit für
die Anfahrt.“

Mit weniger Personal effizienter arbeiten, scheint auch der Hintergrund
des neuen Berufsbilds des Notfallsanitäters, der den Rettungsassistenten
ablösen soll. Er soll mehr Kompetenzen haben beim Einsatz, also auch
Aufgaben des Mediziners übernehmen. Aber Barth betonte, dass es bei
diesem neuen Beruf noch einige Unklarheiten gibt – etwa wer die
Ausbildung übernimmt. Ausgebildet sind die Aachener Feuerwehrfrauen und
-männer übrigens besser als bei so manch anderer Feuerwehr. Von den
„drei Berufsleben“ sprach Kommandant Schäfer. Zunächst habe jeder
eine abgeschlossene Berufsausbildung – vom Elektriker oder
Kfz-Mechaniker bis hin zum Diplom-Ingenieur. Dann folge die Ausbildung
zum Brandmeister, also zur Fachfrau oder Fachmann bei der
Brandbekämpfung. Obenauf käme dann noch die Qualifikation zum
Rettungsassistenten. So könnten alle eben nicht die Ausrüstung in Schuss
halten und Feuer bekämpfen, sondern auch im Rettungswagen eingesetzt
werden. Effektiv und multifunktional, etwa um Einsatzspitzen abzufangen.


Aber nicht nur Einsätze wollte Lothar Barth am eigenen Leib erfahren.
Auch das Leben, den Alltag in der Hauptwache an der Stolberger Straße
erleben, in einem Gebäude, das einem sage, „hallo, ich bin aus den
1960er Jahren, ich bin über meine Zeit hinaus“ so Barth. Duschen,
Essen, Aufenthaltsqualität, technische Möglichkeiten – überall sei das
Gebäude „am Limit der Auslastung angekommen“. Neben der Wache in Sief
stehe die Hauptwache „ganz oben auf der Liste“ für Investitionen. So
erlebte Barth zum Beispiel, wie mühsam die Desinfektion eines
Rettungswagens dort sei. Hier könne man noch einiges verbessern: „Es ist
wichtig, in gute Technik zu investieren.“ Investiert hat man in den
vergangenen Jahren auch in so genannte Rettungshebebühnen, auf denen die
Feuerwehrleute in 30 Metern Höhe sicher retten und arbeiten könnten.
Ganz anders als auf Drehleitern, die Barth schon mehrfach in seiner
Laufbahn bestiegen hatte, fühlte er sich auf der Hebebühne sicher. „Als
nächstes steht ein Vortrag über die Feuergefährlichkeit von
Photovoltaikanlagen an“, so Barth. Und der Kommandant Schäfer betonte,
dass die Feuerwehrfrauen und -männer bis 17 Uhr ganz normalen
Routinedienst hätte: Pflege von Ausrüstung, Vorträge, Sport stünden
unter anderem auf dem Programm, bevor ab 17 Uhr dann der
Bereitschaftsdienst los ginge, bei dem dann auch in der Wache
„geschlafen, gegessen oder auch mal gemeinsam ein Fußballspiel
geschaut“ würde. Es sei denn der Pieper ruft zum Einsatz. Drei hatte
Dr. Lothar Barth bis zum Nachmittag. Auf zehn würde er sicher kommen:
„Der 24-Stunden-Dienst hat ja gerade erst angefangen.“






Veröffentlicht im Auftrag der
Stadt Aachen
Fachbereich Presse und Marketing
Haus Löwenstein
Markt 39
52058 Aachen