FH Aachen

Für einen Moment vergisst Edgar Huebert die Realität und begibt sich in eine fiktive Welt, die so ganz anders ist als die uns bekannte. Dort können Tiere sprechen, Ozeane aus dem Nichts entstehen oder Kinder zu Superhelden werden. Der FH-Student vom Fachbereich Gestaltung hat seiner Fantasie freien Lauf gelassen und war damit erfolgreich: Sein Animationsfilm „Der Abgrund“ wurde jetzt bei den European Cinematography Awards gleich mehrmals ausgezeichnet. Beim AS Filmfestival in Rom, das von Menschen mit autistischem Syndrom initiiert wird, erhielt er den Sonderpreis. Außerdem reiste er als Finalist im Dezember 2017 nach Rom, um seinen eigenen, aber auch nominierte Filme, die sich mit gesellschaftlichen Themen auseinandersetzen, anzuschauen und sein Werk vorzustellen. „Es ist ein großartiges Gefühl, wenn man Leute für sein Projekt begeistern und Emotionen wecken kann. Der nächste Film befindet sich auch schon in der Pipeline“, sagt er.

In Edgars Projekt geht es um Freundschaft: Es handelt von einem Jungen namens Leo, der mit seinem lebendig gewordenen, sprechenden Lieblingskuscheltier in einer Fantasiewelt lebt. Die vermeintliche Realität Leos ist aber nur ein Traum, denn er liegt im Koma. Als er nach vielen Jahren endlich erwacht, findet er sich in einem Krankenbett wieder – sein Lieblingskuscheltier ist immer noch an seiner Seite. „Der Abgrund“ ist die Verfilmung eines Ausschnitts aus seinem eigenen Roman „Drei Welten“ und entstand im Rahmen des Animationskurses bei Prof. Ivo Dekovic. Der ein oder andere wird vielleicht die prominente Stimme des Protagonisten Leo wiedererkennen: Der Film wurde unter anderem von Tatort-Schauspieler Patrick Mölleken synchronisiert. „Ich bin froh, dass er auf die Anfrage reagiert und mich bei meinem Projekt unterstützt hat“, sagt der FH-Student.

Die technischen Kenntnisse, wie man mit einem Schnittprogramm einen Animationsfilm produziert, hat er sich teilweise selbst beigebracht. „Ich habe mir bei YouTube Videos angeschaut und jeden Tag ein bisschen geübt“, erklärt Edgar Huebert. Sein Wissen gibt er demnächst weiter. Der Student arbeitet ab dem kommenden Semester als Hiwi am Fachbereich Gestaltung. Dort hat er einen Lehrauftrag im Bereich Storyboard und möchte den Studierenden vermitteln, worauf es beim Produzieren ankommt. „Man braucht viel Disziplin, um einen Film fertigzustellen. Immerhin habe ich fünf bis sechs Monate dafür gebraucht, wenig Schlaf gehabt und jeden Tag an dem Film gebastelt“, erzählt er. Den Film hat er seinem Bruder gewidmet: „Er mich immer wieder ermutigt, dass diese fantastische Welt den Zuschauern gezeigt werden muss.“

Weiterhin erhofft er sich, dass sein nächstes Projekt ebenso erfolgreich sein wird wie „Der Abgrund“: „Der Wunsch ist schon da, irgendwann mal für einen Oscar nominiert zu werden. Ich denke, wenn man Träume hat, kann man im Leben alles erreichen.“ Verraten, wie das Thema seines neuen Films heißen wird, möchte er noch nicht. Nur den Teaser gibt er preis: „Wenn es den Anschein hat, als wäre es das Ende des Spiels, sollte man einfach die Karten neu mischen.“