RWTH

RWTH-Professor Dahmen auf einer internationalen Konferenz von AICES in Aachen geehrt. „Im Sport wie in der Wissenschaft – Wettbewerb ist für die eigene Entwicklung unabdingbar, ob in der Gestalt eines guten Gegners im Wettkampf oder eines exzellenten Partner-Wissenschaftlers in einem gemeinsamen Projekt“, so Professor Wolfgang Dahmen vom Lehrstuhl für Mathematik. Der Mathematiker wurde jetzt im Rahmen einer internationalen Konferenz der Graduiertenschule „Aachen Institute for Advanced Study in Computational Engineering Science“ (AICES) für sein berufliches Wirken geehrt.

Foto: Andreas Schmitter

RWTH-Rektor Ernst Schmachtenberg überreichte Professor Wolfgang Dahmen vom Lehrstuhl für Mathematik im Rahmen einer internationalen Konferenz von AICES eine Ruhestands-Urkunde

„Ich hatte an der RWTH das Glück, auch in anderen Disziplinen beeindruckende Forscherpersönlichkeiten zu treffen. Insbesondere profitierte meine theoretische Grundlagenforschung von zahlreichen Kooperationen mit Kollegen aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften – und wohl auch umgekehrt“, blickt Dahmen auf seine Zeit in Aachen zurück. Nach seiner Emeritierung an der RWTH geht er nun in die USA, um dort weiterzuforschen.

AICES bildet eine neue Generation von Doktoranden aus

„Im Zuge ständig wachsender Vernetzungen wird die Dynamik der Wissenschaft entscheidend durch Kooperationen bestimmt“, betont Dahmen. In Grundlagenbereichen seien es meist sehr kleine Gruppen, während in Anwendungsbereichen Großprojekte eine tragende Rolle spielen. So arbeitete er beispielsweise in einem Projekt zur so genannten Transpirationskühlung mit. In der Brennkammer eines Raketentriebwerks entstehen derartig große Hitzelasten, denen oft das umgebende Material nicht standhalten kann, ebenso wie beim Wiedereintritt einer Raumkapsel in die Atmosphäre. Zum Schutz kann Kühlgas in einer geeigneten Dosierung in die Heißgasströmung geleitet werden. Mathematische Modelle, darauf basierende Algorithmen und digitale Simulationen können hier den Prozess unterstützen.

Ein Schwerpunkt der Grundlagenforschung des Mathematikers war die Approximationstheorie. Diese war auch ein Hauptthema des Kongresses „Aachen Conference on Computational Engineering Science 2017“, den AICES zu Ehren von Dahmen organisierte. Die Konferenz vereint führende Experten in Theorie, Methodenentwicklung und Anwendungen im Zusammenhang mit Problemen in der Rechentechnik. Sie präsentiert modernste Forschung und erleichtert die interdisziplinäre Zusammenarbeit. Es kamen 130 Teilnehmer aus der ganzen Welt nach Aachen.

Die Graduiertenschule AICES forscht interdisziplinär an der Schnittstelle zwischen Mathematik, Informatik und den Ingenieurwissenschaften. Moderne Simulationswerkzeuge sind in der Industrie unverzichtbar geworden. Mit Hilfe solcher Werkzeuge werden heute in vielen Industriezweigen Planungen und Optimierungen von wachsender Komplexität durchgeführt, etwa im Automobil- und Flugzeugbau, in der chemischen Industrie oder in der Medizintechnik. Zentrale Aufgaben lägen in der mathematischen Darstellung der technischen Fragestellung und in ihrer Umsetzung auf dem Computer mit Methoden der Informatik. „AICES bildet eine neue Generation von Doktoranden aus, die diese Methoden beherrschen“, betont Dahmen.

Mathematiker und Vize-Weltmeister im Taekwondo

Dahmen ist Alumnus der RWTH. Nach Stationen in Bonn, USA, Bielefeld und Berlin kehrte er nach Aachen zurück. 2001 wurde er in die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste gewählt. Ein Jahr später erhielt er den Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Preis. Von 2005 bis 2011 war er Mitglied des Senats der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Seit 2005 ist er außerplanmäßiger Professor an der University of South Carolina. Im Jahr 2009 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Eine bedeutende Rolle im Leben des Mathematikers spielte aber nicht nur die Wissenschaft. Bereits mit 15 Jahren wurde er engagierter Taekwondo-Sportler. Die Siege blieben nicht aus. Im Mai 1975 gewann der damals 25-Jährige beim Taekwondo-Länderkampf gegen Südkorea in Essen den einzigen Sieg für die Deutsche Nationalmannschaft. Im selben Jahr errang er in Seoul den Vize-Weltmeistertitel im World Taekwondo. Nach dem Gewinn von zwei offenen EuropaCups in Brüssel und Paris, mehreren deutschen Meisterschaftstiteln holte er 1976 den dritten Platz bei den Europameisterschaften in Barcelona.