Alles rund um Aachen

Für ihr außergewöhnliches soziales Engagement in der Entwicklungshilfe in Afrika wurden Gertrud Baumann und Adelheid Fröhlich mit der höchsten Anerkennung geehrt, die für Verdienste um das Gemeinwohl verliehen wird. Oberbürgermeister Marcel Philipp und der StädteRegionsrat der StädteRegion Aachen, Helmut Etschenberg, überreichten ihnen im Weißen Saal des Aachener Rathauses die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Mit dem Bundesverdienstkreuz werden Bürgerinnen und Bürger ausgezeichnet, die außerordentliche politische, wirtschaftliche, soziale und geistige Leistungen vollbracht haben. Im festlichen Ambiente des Weißen Saals nahmen die zwei Frauen ihren Orden sichtlich gerührt entgegen, obwohl Fröhlich lange zögerte, wie sie betont: „Als ich erfuhr, dass ich ausgezeichnet werden soll, dachte ich, ich könne das nicht annehmen. Unsere Arbeit hielt ich immer für selbstverständlich. Doch nach langen Gesprächen mit Familie, Freunden und Bekannten stehe ich nun hier und nehme die Medaille mit Freude entgegen.“

Foto © Stadt Aachen/Kerstin Stolten / Oberbürgermeister Marcel Philipp, Gertrud Baumann, Adelheid Fröhlich und Helmut Etschenberg bei der Ordensverleihung im Weißen Saal des Aachener Rathauses (v.l.)

Hilfsprojekt ist Lebenswerk vom verstorbenen Franz Baumann
Gertrud Baumann ist seit 2005 verwitwet und Mutter von zwei Söhnen. Adelheid Fröhlich ist ledig und war zuletzt bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2014 Rektorin der Katholischen Grundschule Sebastianusschule in Würselen. Gertrud Baumann, setzt seit dem Tod ihres Mannes Franz dessen Lebenswerk engagiert fort. Dieser hatte 1990 damit begonnen, notleidende Kinder in Ruanda mit Spendengeldern zu unterstützen. Über einen Freund, der mehrere Jahrzehnte als Afrikamissionar in Butare, Ruanda, tätig war, kam das Ehepaar Baumann mit dem dortigen Schulsystem und der Not der Kinder in Kontakt. Adelheid Fröhlich arbeitete Jahrzehnte bis zu seinem Tod eng mit Franz Baumann zusammen. Seitdem setzt sie sein Hilfsprojekt gemeinsam mit seiner Frau fort und reiste mehrfach nach Ruanda, um sich vor Ort ein Bild machen zu können. Dabei werden bis heute drei Projekte durch die Medaillenträgerinnen gefördert: Erstens die Schulausbildung von Kindern und Jugendlichen in Butare durch Unterstützung armer Familien mit Schulgeld sowie die Übernahme der Internats- und Materialkosten. Zweitens das Berufs- und Jugendzentrum der Assumptionistinnen in Kabuye, das benachteiligten Jungen und Mädchen eine praktische Ausbildung ermöglicht und wertvolle Beiträge zur Friedenserziehung leistet. Und drittens eine Berufsschule in Gisagara, die von den Schwestern der „Kongregation der Helferinnen“ geführt wird. Diese Schule vermittelt handwerkliche Kompetenzen und stellt die Finanzierung einer zweijährigen Berufsausbildung sicher.

Spendengelder werden dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ gestiftet
Die gesammelten Spendengelder werden dann mehrfach im Jahr dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in Aachen zur Verfügung gestellt, das die Projekte in Ruanda fachlich begleitet. Nicht nur die anwesenden Gäste der Ordensverleihung zeigten sich beeindruckt von dem Engagement der zwei Preisträgerinnen, auch Marcel Philipp sieht in den beiden Frauen Vorbildcharakter: „Solch ein uneigennütziges soziales Verhalten müsste es öfter in unserer Gesellschaft geben. Sie zeigen, wie die Welt ein Stückchen besser wird.“ Philipp selber war auch schon in Afrika und weiß, wie wichtig Entwicklungs- und Friedensarbeit sein kann. Auch Helmut Etschenberg besuchte bereits Hilfsprojekte vor Ort und war lange Zeit mit Franz Baumann befreundet: „Er sagte immer ‚Kinder, ich habe da noch was. Wir gehen nicht auseinander ohne etwas Gutes zu tun‘ und sammelte Spenden für das Hilfsprojekt in Ruanda. In diese ambitionierten Fußstapfen sind die zwei Medaillenträgerinnen getreten.“

Spendengelder in Höhe von 500.000 Euro
Damit die anwesenden Gäste, der Oberbürgermeister und Helmut Etschenberg einen Einblick bekommen, wie Spendengelder gesammelt werden können, jonglierte der 15-jährige Jakob Bartholomäus mit Keulen und Bällen. Die akrobatische Showeinlage lernte er vor fünf Jahren in der Sebastianusschule unter Leitung von Adelheid Fröhlich. Für ein Ruandaprojekt lernten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam mit einem Zirkus verschiedene Kunststücke und sammelten Spendengelder. Auf diese Weise haben die zwei Preisträgerinnen im Zeitraum von 2005 bis heute um die 500.000 Euro in ihre Hilfsprojekte einfließen lassen.