Alles rund um Aachen

Etappenweise arbeiten sich Dr. Lars Wolff und Dr. Bernd Schwamborn mit dem Hubsteiger voran. Die Arbeitsbühne bringt sie an den Pfeilern entlang zur Unterseite der Brücke. Aufmerksam betrachten sie jeden Meter der Halifaxbrücke, klopfen auf den Beton, machen hin und wieder ein Foto. Als sie in dem Bereich über dem Bürgersteig ankommen, stoßen sie auf Reprofilierungen. Diese Stellen im Beton sind bereits einmal ausgebessert worden und bekommen nun die ungeteilte Aufmerksamkeit der Ingenieure. „Hier ist aber alles in Ordnung“, sagt Lars Wolff und bewegt sich mit Hilfe des Hubsteigers ein kleines Stück vorwärts. Lars Wolff und Bernd Schwamborn unterstützen als Experten eines externen Ingenieurbüros den Aachener Stadtbetrieb und führen die alle sechs Jahre stattfindende Hauptuntersuchung durch.

Brücken sind teure und zugleich empfindliche Bestandteile im Straßenbereich. Eine Aufgabe der Abteilung Straßenunterhaltung und Brückenbau des Aachener Stadtbetriebes ist es, die Sicherheit der Brückenbauwerke zu erhalten und eine lange Nutzungsdauer zu ermöglichen. 476 solcher „Ingenieurbauwerke“ (Brücken, Durchlässe, Stütz- und Lärmschutzwände) gibt es allein in der Stadt Aachen. All diese fallen in den Zuständigkeitsbereich des Aachener Stadtbetriebes.

Systematisches Vorgehen
Dazu gehört, dass jede Brücke gemäß DIN 1076 regelmäßig überprüft wird, um die Stand- und Verkehrssicherheit zu gewährleisten. Neben der umfassenden Hauptuntersuchung, die alle sechs Jahre stattfindet, gibt es schon nach drei Jahren eine „einfache Prüfung“. In den Jahren ohne Prüfung besichtigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtbetriebs systematisch alle Brückenbauwerke. Gesonderte Prüfungen gibt es kurzfristig beispielsweise nach schweren Verkehrsunfällen. Dieser Prüfzyklus gilt übrigens für Brücken aller Art: auf Autobahnen, über Tälern, im Bahnbereich oder eben in der Stadt.

Besonderes Vorgehen im Bahnbereich
Bei Brücken im Bahnbereich, wie etwa der Halifaxbrücke, gibt es zusätzliche Herausforderungen. „Die Prüfung im Bahnbereich wird grundsätzlich nachts gemacht“, erläutert Lars Wolff, „da die Oberleitungen abgeschaltet werden müssen.“ Bis zu zwölf Monate kann es dauern, bis alle erforderlichen Genehmigungen dafür vorliegen und ein Zeitraum abgestimmt werden kann. „In diesem Fall ging aber alles ganz schnell“, sagt Wolff. „Die Bahn hatte eigene Arbeiten in dem Gleisbereich, sodass wir uns dranhängen konnten.“ Bei der Prüfung von Straßenbrücken über Bahnanlagen werden Zweiwegefahrzeuge eingesetzt. Diese besitzen neben den normalen Reifen auch schienengängige Räder mit einer hydraulischen Eingleisvorrichtung.

Prüfung an den Widerlagern
Bei einer Hauptprüfung muss jeder Teil einer Brücke kontrolliert werden. Wegen ihrer Größe ist die Halifaxbrücke in acht Felder unterteilt worden. An diesem Tag arbeiten die Prüfer in einem Abschnitt, der an der Bleiberger Straße liegt. Nur wenige Autos fahren an dem Hubwagen vorbei. „Hier stehen wir niemandem im Weg“, freut sich Wolff. „Bei großen Straßen, wie beispielsweise der Vaalser Straße, kann es da schon zu anderen Einschränkungen im Straßenverkehr kommen.“ Mittlerweile sind Lars Wolff und Bernd Schwamborn an den Widerlagern angekommen. Wolff klettert vorsichtig über die Kante. Auch in diesem Teil der Brücke muss der Beton abgeklopft werden. Der Ingenieur entdeckt ein paar verrostete Schrauben, „das ist aber völlig normal“, sagt er. „Da hat sich die Feuchtigkeit festgesetzt.“ Schwamborn vermerkt den Fund in den Unterlagen, damit die Schrauben ausgetauscht werden.

In dem Prüfbericht werden sämtliche Dinge, die von den Ingenieuren bei der Untersuchung entdeckt werden, festgehalten. Schließlich erhält die Brücke eine Bewertungsnote. Bei den minimalen Funden, die ohne großen Aufwand ausgebessert werden können, ist die Benotung der Halifaxbrücke gut. Damit das so bleibt, werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Stadtbetriebs die Brücke stetig weiter kontrollieren – so wie die 475 weiteren Ingenieurbauwerke in der Stadt Aachen.